Christine Klaus M.A.
Kunsthistorikerin

Biographie Peter Joseph Molitor (1821 – 1898)

Peter Joseph Molitor wurde am 19. September 1821 in Koblenz als Sohn von Peter Ferdinand Marcus Molitor (1772 - 1838) und
Maria Anna Molitor, geb. Aleff (1780 - 1839) geboren. Der Vater, von Beruf Bäcker und Mitglied des Koblenzer Stadtrates
(1825 - 1838), scheint in seiner Heimatstadt ein geachteter und fleißiger Mann gewesen zu sein, der sich und seiner Familie
einen gewissen Wohlstand erarbeitete: In den Adreßbüchern der Jahre 1794 bis 1828 erscheint er als Besitzer von insgesamt
vier Häusern in der Kastorgasse. Molitors Berufswahl fällt in eine Zeit, in der nicht nur eine bemerkenswerte Anzahl Koblenzer einen künstlerischen Werdegang einschlug, sondern das Kunstleben der Stadt stark durch die Malerei bestimmt wurde. Dies geht auf die
Verlegung der kurfürstlichen Residenz von Ehrenbreitstein nach Koblenz zurück. Durch den Einzug des kunstliebenden Kurfürsten
Clemens Wenzeslaus (Regierungszeit: 1768-1794) in das neuerbaute Schloß im Jahre 1786 erlebte Koblenz einen wirtschaftlichen
und künstlerischen Aufschwung. Nach kurzfristiger Stagnation unter französischer Herrschaft brachten umfangreiche Baumaßnahmen
der Preußen einen starken Bevölkerungszuwachs und wirtschaftlichen Aufschwung. Davon profitierte auch die Kultur: Dies zeigt sich
u. a. an der Eröffnung der städtischen Bibliothek (1832) und der Städtisch-Langschen Gemäldesammlung (1835). Einflußreich erwiesen
sich zudem private Freundeskreise. Einen Mittelpunkt bildeten dabei die Familien des späteren Kanzlers Georg Michael Frank
von La Roche und seiner Frau, der Schriftstellerin Sophie La Roche, der Freunde Josef Görres, Johann Claudius von Lassaulx,
Franz und Clemens Brentano. Über Molitors schulische und erste künstlerische Ausbildung ist bisher nichts bekannt. Ihm könnten die malerischen Grundlagen durch ältere Koblenzer Künstler in Form von Privatstunden oder durch zugezogene Zeichenlehrer, die den Schulunterricht in preußischer Zeit übernahmen, vermittelt worden sein. Da in der preußischen Provinzhauptstadt Koblenz ein Ort der fortgeschrittenen Ausbildung fehlte, verließ Molitor 1837 seine Heimatstadt Koblenz, um in Düsseldorf an der dortigen Kunstakademie
seine Ausbildung fortzusetzen. Diese hatte sich seit 1826 unter der Leitung von Friedrich Wilhelm von Schadow (1788 - 1862) zu einer
der bedeutendsten Ausbildungsstätten in Europa entwickelt. Die Ausbildung erfolgte in vier aufeinanderfolgenden Klassen: In der Elementarklasse wurden die Grundlagen der zeichnerischen Darstellung von einfachen geometrischen Körpern bis hin zur menschlichen Gestalt erlernt, um das Können anschließend in der Vorbereitungsklasse durch das Kopieren älterer Werke der Kunstgeschichte und der
Arbeit mit dem lebenden Modell zu erweitern. Schadow legte dabei sehr viel Wert auf die Förderung der persönlichen Charakteristika
jedes einzelnen Schülers. Das Studium der älteren Kunstgeschichte diente dabei zur Abgrenzung der eigenen künstlerischen Konzeption gegenüber anderen Kunstauffassungen. Nach Abschluß der „Klasse für ausübende Schüler“, in der nun eigene Kompositionen angefertigt wurden, rückten die besonders begabten Schüler in die Meisterklasse auf – die wesentliche Neuerung Schadows. Hier übernahm der Lehrer weniger eine leitende als eine beratende Funktion. So konnte der Schüler, der früher nach Erwerb der Grundlagen die Akademie verließ,
von den Erfahrungen anderer profitieren. Diese Einrichtung zeigt Ähnlichkeit mit der Arbeits- und Lebensweise der Lukasbrüder in Rom, die Schadow selbst kennen gelernt hatte: Das dort gelebte Ideal der Gemeinschaft diente nun als Grundlage seiner Ausbildungsreform.
Molitors erster Aufenthalt an der Düsseldorfer Akademie war nur kurz. 1838 mußte er nach Koblenz zurückkehren, da innerhalb von nur
sieben Monaten sein Vater (Oktober 1838) und seine Mutter (Mai 1839) verstarben. Leider liegt auch die Zeit bis zu seiner Rückkehr an
die Akademie 1841 im Dunkeln. Wieder in Düsseldorf besuchte den Unterricht von Schadow und Carl Ferdinand Sohn (1805 - 1867),
einem der angesehensten Porträtmaler seiner Zeit. Inzwischen hatte sich Molitor auch für eine Fachrichtung – die Historienmalerei – entschieden. Durchweg , von 1837/38 bis zu seinem Austritt im Herbst 1844, erhielt er überaus positive Beurteilungen seiner Lehrer.
Vom 16. Juli bis zum 22. Oktober 1846 hielt er sich zu Studienzwecken in München auf und meldete sich von dort aus nach Würzburg ab.
Dort verliert sich jedoch seine Spur. Auch die Nachforschungen nach seinem in der Literatur häufiger erwähnten Aufenthalt in Frankfurt/Main
bei Philipp Veit (1793 - 1877) brachten bisher keine Ergebnisse. So bleibt die Frage nach Molitors Aufenthaltsort(en) zwischen Herbst 1844 und um 1850 bis auf den Aufenthalt in München unbeantwortet. Um 1850 muß Molitor nach Koblenz zurückgekehrt sein, da er in den Adreßbüchern der Stadt bis 1856 als Wohnungsnehmer im Castorhof Nr. 9 verzeichnet ist. Hier lernte er seine zukünftige Frau kennen:
Am 2. Mai 1854 heiratete er Amalia Schneider und zog mit ihr drei Jahre später nach Kapellen (heute: Koblenz-Stolzenfels), wo der gemeinsame Sohn Franz am 17. September desselben Jahres zur Welt kam. Bereits zwei Jahre zuvor wurde die Tochter Maria geboren. Molitors Umzug steht in Zusammenhang mit seiner Tätigkeit in der Schloßkapelle zu Stolzenfels. Ernst Deger (1809 - 1885) hatte 1851 mit
der Ausmalung begonnen und beschäftigte Molitor bis zur Fertigstellung der Gemälde in den Jahren 1859/60. Diese Mitarbeit kann im
Rahmen des Meisterklassensystems der Düsseldorfer Akademie angesehen werden: Von 1854 bis 1858 war Molitor in Degers Klasse eingetragen. Auf dessen Vermittlung geht auch die Mitarbeit Molitors an den Karlsfresken Alfred Rethels in Aachen zurück, wo er sich im Sommer 1851, also unmittelbar vor seiner Tätigkeit in Stolzenfels, aufhielt. Nach Fertigstellung der Arbeiten von Stolzenfels zog Molitor mit seiner Familie nach Düsseldorf, wo sie sich am 7. November 1859 anmeldete. Ein halbes Jahr später, am 14. Mai, kam der Sohn Ferdinand Josef zur Welt.  In Düsseldorf nahm Molitor aktiv am kulturellen Leben teil: Er war von 1860 bis 1890 Mitglied im Künstlerverein Malkasten (KVM). Zweck dieses 1848 gegründeten Vereins war „geselliges Künstlerleben“ und zwangloses Zusammensein, ganz ohne ein bestimmtes künstlerisches Programm. So gehörten abendliche Zusammenkünfte mit Verlosungen und Tanzveranstaltungen ebenso dazu wie Theaterspiele, öffentliche Kostümzüge, jährliche Maskenfeste und Ausstellungen mit Werken der Mitglieder. Ab 1860 war Düsseldorf
demnach Molitors fester Wohnsitz. Nach fast vierzig Jahren verließen Molitor, seine Frau Amalia, seine Tochter Anna Maria Antonie und sein Sohn Franz Düsseldorf und zogen 1897 nach Oberlahnstein (heute: Lahnstein) in die Ostalleestraße 2. Lange konnte Molitor die Umgebung seiner Heimatstadt Koblenz jedoch nicht genießen:
Er verstarb bereits neun Monate später am 15. Mai 1898 an den Folgen eines Schlaganfalls.


18. Juli 2006