Brauchtum - Besondere Ereignisse in Familie und Dorfgemeinschaft

erstellt: Di., 04.08.2015
geändert: Fr., 14.10.2016
 


 Arenberger Weihnachtsstern


Zu Weihnachten wird zwischen den Türmen der Pfarrkirche St. Nikolaus seit 1988 traditionell ein riesiger beleuchteter Weihnachtsstern aufgehängt, der weithin sichtbar ist.
Er wurde 1988 von Franz-Josef Göddertz aus Immendorf geschmiedet und mit 100 Glühbirnen versehen. Seine Breite beträgt ca. 4,50 m. Ursprünglich brannte er von Heiligabend bis Maria Lichtmess.
 


Roter Hahn am Arenberger Kirmesbaum

Die Kirmes wird von jeher von Jung und Alt auf dem Festplatz unter dem Kirmesbaum gefeiert. In Arenberg ziert ein roter Hahn aus annähernd 3.000 ausgeblasenen Eiern den Baum. Das Grundgerüst für das Arenberger Wappentier wurde 1952 von Aloys Girmann geschmiedet und von Konrad Weber mit einer Lichterkette versehen.
Alljährlich wird das Kirmessymbol von der Kirmesjugend mit neuen Eiern und roten Papierbändchen versehen.
Auszug aus dem Kirmesspruch 1952:
Seid alle herzlich mir willkommen, die Ihr um mich versammelt seid, denn endlich ist der Tag gekommen, auf den wir uns so lang gefreut. Nach altem Brauch und Väter Sitte, so stellten wir auch dieses Jahr den Kirmesbaum in unsere Mitte. Wir hängten auf den Eierhahn mit 100.000 Eiern dran.
Näheres siehe auch unter Kirmes


Kolumbus-Schiff  am Immendorfer Kirmesbaum

 Auch die Immendorfer haben in den 1950er Jahren einen prächtigen Schmuck aus mehr als 5.000 ausgeblasenen Eiern alljährlich an ihrem Kirmesbaum hängen. Das Motiv des Kolumbus-Schiffs ist einer Immendorfer Sage entlehnt, nach der der kleine Ort einst von dem großen Seefahrer auf dem Weg über die Nordsee, den Rhein und den Mallendarer Bach (!) "entdeckt" werden musste, da das Dorf gar so versteckt in einer Geländemulde liegt. In einem feierlichen Zug mit Musik wird das Schiff am Abend des Kirmessamstag durch das ganze Dorf getragen, um dann am Kirmesbaum aufgehängt zu werden. Dies ist der offizielle Auftakt zur jährlichen Kirmes.


Frühere Kirmes-Symbole in Immendorf

Bevor das große Eier-Schiff den Kirmesbaum zierte, gab es verschiedene wechselnde Symbole, ebenfalls aus vielen ausgeblasenen Eiern. Überliefert sind z. B. der Bienenkorb (Bild links), eine grüne Krone mit langen Eier-Bändern (Bild rechts), aber auch eine Flasche, ein Weinglas (Römer) oder eine Glocke zierten zeitweilig den Kirmesbaum. Im Bild rechts sind darüber hinaus noch der Giebel der alten Schule und eine Wand der alten Erasmus-Kapelle auf dem "Kapellenplatz", dem späteren "Schulhof" und heutigen Dorfplatz erkennbar. Die historischen Bilder wurden jeweils während des Kirmesspruchs aufgenommen, bei dem das Dorfgeschehen während des vergangenen Jahres karikiert wurde.

 
Hochzeit in Immendorf

 
Der feierliche Zug zeigt ein (leider nicht erkennbares) Brautpaar, das mit seinen Hochzeitsgästen zu Fuß von der Trauung in der Arenberger Pfarrkirche zurück nach Immendorf kommt.
Erkennbar an der noch mit gelbem Kies belegten damaligen Hauptstraße (heute Ringstraße) entstand dieses Bild vor 1952. Erst 1952 wurde die Straße mit Basaltpflaster ausgestattet.
Sowohl Hochzeits- als auch Leichenzüge gingen noch bis in die 1960er Jahre in einer "Prozession" zur Arenberger Pfarrkirche,  da zum einen solche besonderen Rituale nicht in der Immendorfer Kapelle abgehalten wurden und es zum anderen noch kaum motorisierte Fahrzeuge gab. 
Bei einem Leichenzug wurde der Sarg mit dem gemeindeeigenen Leichenwagen mit Pferden bis zum steilen Anstieg kurz vor der Arenberger Kirche gefahren und dort vom Pfarrer abgeholt und von Sargträgern weiter getragen.


 Brautkranz

Zum Andenken an eine Hochzeit wurde früher der Brautkranz unter Glas in einen hübschen Rahmen dekoriert; hier in Erinnerung an die Hochzeit von Josef Eickler und Franziska Stappert am 10. Nov. 1898. Brautkränze waren sehr häufig aus Myrte (Brautmyrte), eine Pflanze, die im alten Griechenland der Göttin Aphrodite geweiht war, der Göttin der Liebe und Schönheit. Myrtenzweige gelten als Symbol für Jungfräulichkeit, Lebenskraft und viele gesunde Kinder, aber auch der über den Tod hinausgehenden Liebe. Bereits Griechen und Römer schmückten die jungfräuliche Braut mit einem Myrtenkranz. Im 16. Jahrhundert wurde dieser Hochzeitsbrauch auch in Deutschland Sitte. Der Bräutigam und die Trauzeugen erhielten Zweige zum Anstecken. In einigen Gegenden entwickelte sich der Brauch, dass die junge Ehefrau einen aus dem Brautkranz stammenden Zweig in die Erde setzte und bewurzeln ließ. Die grünende Pflanze wurde als Indikator für das beständige Eheglück angesehen und besonders gehegt. 


 Proclamations- und Copulationsschein (1858)

Das ist eine Bestätigung des Aufgebots und amtliche Genehmigung zur Heirat, hier im Herzogtum Nassau. Wortlaut: "Der ehelichen Trauung des Johannes Best von Arenberg, Königlicher Regierungsbezirk Coblenz, ledigen Standes, mit der ledigen Anna Maria Lasiner (?) von Simmern, steht nach vorgängiger Proclamation oder darin erfolgter Dispensation kein bürgerliches Hindernis entgegen. Montabaur, den 7ten Mai 1858. Herzoglich Nassauisches Amt (Unterschrift:) Moritz." Dazu ein handschriftlicher Vermerk des Pfarrers Hermani aus Hillscheid, dass die Proclamation (d. i. die Verlesung der Namen der Heiratswilligen an drei aufeinander folgenden Sonntagen von der Kanzel) erfolgt ist. Die Verlesung der Namen Heiratswilliger musste ggf. an beiden Herkunftsorten der Brautleute erfolgen, damit mögliche Einwände gegen die Verehelichung geltend gemacht werden konnten. -
Urkunde zur Verfügung gestellt von Maria Best, Arenberg.


"Jungfernpfeil" (1897)

Der „Jungfernfeil“ ist ein Haarschmuck, der früher von den Mädchen an der Mosel, im Maifeld und am Mittelrhein besonders am Hochzeitstag getragen wurde. Die "Unschuldsnadel" wurde von rechts durch das in Flechten gelegte Haar am Hinterkopf gesteckt. Den Oberkopf bedeckte ein kleines Häubchen. In dieses eingenäht gab das Ohreisen dem Mützchen den rechten Halt. Als der Bubikopf in den 1920er-Jahren aufkam, hatte der jahrhundertealte Brauch für den Pfeil leider keinen Halt mehr…
(davor ein Notgeld-Schein aus Münstermaifeld)
Quelle: Buch
„Lay – wie es früher war“, herausgegeben vom vhs-Arbeitskreis „Rund um Lay“ 2013, Autoren: Hedwig Herdes, Rolf Morbach, Richard Theisen, Foto: Karin Mertens


Zither 


Die Zither ist ein Zupfinstrument aus der Familie der Saiteninstrumente. Sie stammt ursprünglich aus der Alpenregion. Im ausgehenden 19. Jh. hielt sie allerdings auch Einzug in die Salons des europ. Bürgertums. Die abgebildete Gitarren- oder Akkordzither wurde als Laieninstrument konzipiert und im 19. Jh. industriell gefertigt. Solche Instrumente haben kein Griffbrett, sondern ausschließlich frei schwingende bzw. in Akkordgruppen angeordnete Saiten. Ein spezielles Notenblatt (Tabulatur) wurde unter die Saiten gelegt, so dass das Instrument auch ohne Notenkenntnisse gespielt werden konnte. Volksmusik mit einfach zu erlerndenden Instrumenten war eine populäre  Freizeitbeschäftigung, lange bevor die modernen Medien Einzug in die Wohnungen hielten.