Das Deutsche Eck in Koblenz

Kaiser-Wilhelm am "Deutschen Eck"
war kurz vor Kriegsende im März 1945, von den Amerikanern aus Übermut vom Sockel geschossen worden. Er hing kopfüber auf seinem Pferd sitzend noch wie am seidenen Faden hängend, fest. Ein Bild des Jammers. Eines schönen Morgens war unser tonnenschwerer Kaiser mitsamt seinem Pferd verschwunden. Gerüchteweise wurde erzählt, er habe seine letzte Reise nach Frankfurt angetreten, um fortan der Frankfurter Straßenbahn als kaiserliche "Oberleitung" zu dienen und sei zu diesem Zweck eingeschmolzen und zu Oberleitungs-Draht umgewidmet worden. Die Eigentumsbegriffe waren, wie schon erwähnt, verwischt und bei einigen meiner Zeitgenossen überhaupt nicht mehr vorhanden. Heute handelt es sich um eine hochangesehene und wohlhabende Koblenzer Familie, die ihre finanzielle Basis wohl kaiserlichem Ursprung verdankt. Roß und Reiter zu nennen ist mir nicht möglich, weil die Spitzbuben damals ausgerechnet Roß und Reiter gestohlen haben.
 
 
 
 
 



Bei unserem neuen Kaiser-Wilhelm, den die Familie Dr. Werner  und Anneliese Theisen (Rhein-Zeitung) dankenswerterweise der Stadt Koblenz und den jährlich vielen Tausend Besuchern gestiftet hat, mag sich die grünschimmernde Patina nicht einstellen. Rostig-braun und grün gefleckt sitzt unser Kaiser auf dem Pferd. Schade, denn offenbar ist der Giesserei beim Guß einzelner Segmente ein Fehler unterlaufen.

Dr. Werner Theisen hat sich um Koblenz verdient gemacht, leider war es ihm nicht vergönnt, seine Stiftung von 3 Mio.DM in aller Pracht und Herrlichkeit am Deutschen Eck stehend sehen zu können. Er starb am 5. Mai 1993. Am 2. September 1993 wurde der neue "Kaiser" auf seinen Sockel gehoben. Am 25 September erfolgte durch Oberbürgermeister Willi Hörter die feierliche Übergabe an die Koblenzer Bevölkerung

Geschichte zum "Deutschen Eck"
Alte Quellen belegen, dass der Name bereits um das Jahr 1216 verwendet wurde, als der Deutschritterorden (lateinisch Ordo domus Sanctae Mariae Teutonicorum) an dieser Stelle ein Verwaltungsgebäude (Deutschherrenhaus) errichtete. Aus der Bezeichnung 'Deutscher Ordt' entstand später "Deutsches Eck". Mitte des 19ten Jhdt. war dort, wo heute das Denkmal steht, eine kleine Insel "Hornschwanz" genannt. Die Insel war duch eine Mole mit dem Festland verbunden. Zur Winterzeit wurde der so entstandene Schutzhafen bei drohendem Eisgang genutzt . Die Bastion des "Deutschherrenhauses" lag unweit des Moselufers und bildete damals das Deutsche Eck (etwa bei der roten Markierung war ehedem die Moselmündung). Das riesige
Ordenswappen (ca. 5X5m schwarzes Kreuz auf weissem Grund) an der Bastion zeugt von Macht und Einfluß der Ordensritter, deren Gründung in die Zeit der Kreuzzüge zurückgeht. Rechts neben dem Kreuz ist das "Tor der Ordensritter" und führt in den Innenhof der Anlage.

Beim Bau des Denkmals für Kaiser Wilhelm I, das heute als Deutsches Eck bezeichnet wird, waren grosse Erdbewegungen und der Bau der Kaimauern erforderlich. Der dadurch erzielte Geländegewinn betrug etwa 16000qm.   Das Deutsche Eck erhielt die heute bekannte Form. Die Einweihung fand am 31, August 1897 statt.
Das dahinterliegende mittelalterliche "Deutsche Eck" ist nur noch wenigen Einheimischen bekannt.

Weiterführende Literatur:
"Die Geschichte der Stadt Koblenz im Mittelalter" Ausgabe1963 von Sanitätsrat  Dr. med. und Dr. phil. h.c. Fritz Michel, Ehrenbürger der Stadt Koblenz 

Daten zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal:
Planung und Entwurf: Professor Hundrieser und Bruno Schmitz
Bauzeit: 1893 bis 1897
Höhe des Denkmals: 37m
2.900 cbm Granit wurden verarbeitet
Höhe der Bronzestatue: 14m
Gewicht: 63,5 Tonnen
die Pfeilerhalle ist 10 m hoch und mit 20 quadratischen Säulen versehen
Baukosten im Jahre 1897: 60 Millionen Goldmark
Rekonstruktion des Reiterstandbildes 1993: 3,4 Millionen DM
 
 
 
Auf dem Stich, der um 1650 entstanden sein dürfte, ist die geografische Situation
deutlich zu sehen: Die Moselmündung sehr nahe der Stadtmauer, gegenüber
die Festung Ehrenbreitstein und zu deren Füssen Schloss Philippsburg.
Dort wo jetzt das Denkmal steht, ist Buschwerk zu sehen.
 
wird fortgesetzt