Gerhard Schlittgen

Die Grube Mühlenbach bei Arenberg

Die Grube Mühlenbach, etwa 1 km südlich von Arenberg gelegen, ist von jeher mit dieser Gemeinde eng verbunden gewesen. Die wirtschaftliche Bedeutung des Werkes war für die Gemeinde erheblich. Noch heute leben in Arenberg viele Bergleute, die bis zur Stillegung im Jahre 1960 dort ihren Arbeitsplatz hatten.
 
Die Geschichte dieser Stätte des Blei- und Zinkerzbergbaues ist, wie sich aus der nachstehenden Schilderung ergibt, wechselvoll und interessant.
Die älteste darüber bekannte Urkunde datiert vom 3. Juni 1842. Durch sie wurden auf Grund der Kurtrierischen Bergordnung von 1564 die Zechen Clemens August und Mühlenbach an Joseph d‘Ester und Consorten in Vallendar verliehen.
Der Bergbau stand damals - auch in wirtschaftlicher Hinsicht - unter staatlicher Aufsicht. Der Betrieb Mühlenbach lag im Geschworenen-Revier Hamm a. d. Sieg, in der Bergmeisterei Kirchen und im Bergamtsbezirk Siegen.
 
Unter den Gewerken der damaligen Zeit finden wir Namen von Familien, die auch heute noch in der hiesigen Gegend bekannt sind, wie d‘Ester, Itschert in Vallendar, von Stedman auf Gut Besselich; dazu kamen solche aus Koblenz, Sayn, Würzburg, Frankfurt und Brüssel.
 
Am 6. Oktober 1845 fand eine Generalbefahrung der Grube statt, an der die Bergbehörde, 3 Gewerke und die Grubenbeamten teilnahmen. Aus dem über die Befahrung vorliegenden Protokoll geht hervor, dass die Grube wahrscheinlich zuletzt in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts in Betrieb gewesen war und beim Eindringen der Franzosen zum Erliegen kam. Gefüllte Laufkarren und vollständiges vor Ort vorgefundenes Gezähe ließen auf ein plötzliches Verlassen der Grube schließen.
 
Wegen der zufließenden Wasser war der Betrieb mit den technischen Mitteln der damaligen Zeit außerordentlich schwierig. Mittelpunkt war der Kunst- oder Maschinenschacht, der später nach dem früheren Direktor Brummenbaum aus Vallendar Heinrich-Schacht genannt wurde. Seine Teufe betrug 20 Lachter, d. s. rd. 40 Meter. Da die technischen Anlagen und die notwendigen Aus- und Vorrichtungsarbeiten bei ziemlich ungünstiger Erzlage einen großen Kapitalaufwand erforderten, dem die kleine Gewerkschaft nicht gewachsen war, wurde die Grube Mühlenbach am 12. April 1867 an die damalige Aktiengesellschaft für Bergbau, Blei- und Zinkfabrikation zu Stolberg und in Westfalen, Sitz Aachen (heute: Stolberger Zink AG für Bergbau und Hüttenbetrieb) für 9 600 Taler verkauft. Der erste Betriebsführer der Stolberger Gesellschaft war A. Heckmanns.
 
Förderturm über dem          
Heinrich-Schacht um 1960
 
Nunmehr wurden im Zuge großzügigen Betriebsausbaues eine Aufbereitung errichtet, eine Dampfmaschine von 20 PS beschafft und der Kunstschacht auf 30 Lachter = 60 Meter verteuft. In diese Betriebsperiode, die bis 1911 dauerte, fällt der Aufschluss des Eichelberger Ganges durch den Helenenstollen im Mühlental, der Aufschluss des - nicht bauwürdigen - Hermann-Ganges durch den Hermannstollen und die weitere Verteufung des Kunstschachtes auf schließlich 200 Meter.
 
Die Belegschaft bestand 1868 aus 89 Mann und 11 Frauen; sie vergrößerte sich im Laufe der Jahre auf rd. 160 Mann. Von ca. 56 t Konzentrat im Jahre 1854 stieg die Produktion bis 1869 auf 610 t und betrug schließlich 1900-1904 im Jahresmittel ca. 5 500 t.
Viele Bergleute kamen von fern aus dem Westerwald und wohnten in der sog. Menage; hier richtete die Grubenverwaltung ein Geschäft ein, das dem Verkauf von Gebrauchsgütern und Lebensmitteln mit geringem Aufschlag zur Deckung der Unkosten diente. Die Leitung lag von 1904-08 in den Händen unseres Mitbürgers Johannes Lehnen. Die Geschäftsüberschüsse wurden jeweils am Jahresende an die Arbeiter und Angestellten der Grube verteilt. Im Jahre 1911 endete diese bis dahin erfolgreichste Betriebsperiode mit der Stillegung der Grube. Der Kapitalaufwand von 120 000 Mark, der für Erneuerung der Wasserhaltung und Ausführung der in ihren Erfolgsaussichten ungewissen Untersuchungsarbeiten als notwendig angesehen wurde, schien zu riskant. Im ersten Weltkrieg führte der Bedarf an Metall zu erneuten Untersuchungsarbeiten, die ohne wesentliche Resultate blieben und 1922 eingestellt wurden.
Eine großzügige Wiederinbetriebnahrne der Grube erfolgte im Dezember 1934. Sie begann mit der Sümpfung des Heinrich-Schachtes und setzte sich fort mit dessen Verteufung von 200 auf 400 Meter. Weiter wurde in den folgenden Jahren der Oscar-Schacht - benannt nach dem früheren Direktor Oscar Krippner in Ems - in der Nähe der alten Emser Straße abgeteuft und sein Revier mit dem des Heinrich-Schachtes unter Tage verbunden. Neue Betriebsgebäude wurden errichtet, neue Pumpen, Kompressoren und Fördermaschinen kamen in Betrieb. Für Bergleute, die von der Saar und aus dem Siegerland kamen, wurden 1937 am südlichen Ausgang von Arenberg, "Am Eichbaum", 20 Einfamilienhäuser gebaut. Zur Vereinfachung der Wasserhaltung und Förderung wurde der 2 870 Meter lange Nieverner Stollen getrieben, der das Grubengebäude am Heinrich-Schacht mit dem Lahntal verbindet und am 9. Februar 1945 durchgeschlagen wurde. Die Roherze wurden mit LKW nach Ems gebracht und in der dortigen Zentralaufbereitung verarbeitet. Infolge der Unterbrechung der Stromzufuhr bei Kriegsende musste die Grube am 7. März 1945 stillgelegt werden. Im April gelang es, die Wasser bei der 200-m-Sohle zu halten, und im Mai1946 konnte mit der Sümpfung begonnen werden. Ende d. J. war die tiefste Sohle (400 m) wasserfrei, und Anfang 1947 wurde die Produktion wieder aufgenommen. Diese entwickelte sich recht günstig und lag in den 50er Jahren bei 80 000 - 90 000 t Roherz und 12 000 -14 000 t Konzentrat pro Jahr. 1958 brachte mit rd. 15200 t die höchste Erzeugung. Beschäftigt waren in diesen Jahren durchschnittlich 200 bis 250 Leute. In dieser Betriebsperiode nach dem 2. Weltkrieg ging der grubenmäßige Ausbau der Anlage planmäßig weiter. Mit dem Teufenaufschluss durch einen Blindschacht von der 400-m-Sohle aus erreichte die Grube ihre größte Tiefe von 550 m unter der Rasenhängebank. Zur Vermeidung der Kosten für den Roherztransport nach Ems und im Zuge der Rationalisierungsmaßnahmen, zu denen die sinkenden Metallpreise zwangen, wurde 1958/59 eine Aufbereitung errichtet, die jedoch nur ein Jahr in Betrieb war. Denn leider verschlechterten sich die Verhältnisse am internationalen Metallmarkt derart, dass trotz vorzüglicher bergmännischer Leistungen und trotz der Erfolge durch moderne Abbaumethoden, des Einsatzes neuer Maschinen und des Baues der Aufbereitung die Lage der Grube wirtschaftlich unhaltbar wurde, so dass sie am 30. Mai 1960 die Förderung einstellen musste.
 

 
Bergmannslied
 
Glück auf, Glück auf! Der Steiger kommt. Und er hat sein helles Licht bei der Nacht, und er hat sein helles Licht bei der Nacht schon angezündt, schon angezündt.
 
Schon angezündt, es gibt ein‘n Schein; und damit so fahren wir bei der Nacht, und damit so fahren wir bei der Nacht ins Bergwerk ein, ins Bergwerk ein.
 
Ins Bergwerk ‘nein, wo Bergleut sein; und sie graben Silber und Gold bei der Nacht, und sie graben Silber und Gold bei der Nacht aus Felsenstein, aus Felsenstein.
 
Volkslied in zahlreichen Fassungen

 So. 09. Febr. 2003