Die Limes-Kastelle zwischen Rheinbrohl und Saalburg
Auszug aus: Klaus Deinaß (1982): Der Limes. Römischer Grenzwall in Westerwald und Taunus.
Eine Dokumentation der Rheinzeitung Koblenz.

Mit freundlicher Abdruckgenehmigung des Mittelrheinverlages Koblenz und des Verfassers Klaus Deinaß
.
 
Die Kastelle im Einzelnen:
 
RHEINBROHL: Kleinkastel aus Stein am Limesbeginn, Grundfläche 700 qm durch Kiesabbau vollständig zerstört.

FORSTHOFWEG:
Kleinkastell aus Holz, 700 qm Wall und Graben als flache Spuren erhalten.

NIEDERBIEBER:
Kastell aus Stein, 52.000 qm, erbaut nach 185 n. Chr., als Besatzung bekannt der Numerus
Exploratorum Germanicorum Divitiensium und der Numerus Brittonum; Ende um 260 n. Chr.; von Wohnhäusern
des Stadtteils Neuwied-Niederbieber überbaut, keine obertägig sichtbaren Spuren.

HEDDESDORF:
Kastell aus Stein, 28.000 qm, Vorgängerkastell von Niederbieber (Ablösezeitpunkt unbekannt). Als Besatzung bekannt seit Ende des 1. Jahrhundert n. Chr. die Cohors XXVI Voluntariorum civium Romanorum und ab Mitte oder zweite Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. die Cohors Hispanorum equitata; von Wohnhäusern des Stadtteils Neuwied-Heddesdorf überbaut, keine obertägig sichtbaren Spuren.

HEIMBACH:
Kleinkastell aus Holz; keine obertägig sichtbaren Spuren.

ANHAUSEN:
Kleinkastell; ältere Anlage 1700 qm, spätere Anlage 680 qm Grabungsspuren, Restspuren
(ausführliche Beschreibung des Castells am Ende des Beitrags).

BENDORF:
Mehrere Kastelle aus Holz aus der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. Als Besatzung bekannt die Cohors 1 Thracum (96 n. Chr.); Ende wahrscheinlich schon im ersten Viertel des zweiten Jahrhunderts; Lage zwischen Ortskern Bendorf und Rhein, keine obertägig sichtbaren Spuren.

FEHRBACH:
Kleinkastell aus Stein, 700 qm, als Besatzung bekannt eine abkommandierte Abteilung der
Cohors VII Raetorum equitata (Kastell Niederberg); keine obertägig sichtbaren Spuren.

HILLSCHEID:
Kleinkastell aus Stein, 1.600 qm mit später eingebautem kleineren Steinkastell von 300 qm geringe Grabungsspuren.

ARZBACH:
Kastell aus Stein, 7.000 qm, Funde seit Wechsel 1. auf 2. Jahrhundert n. Chr., Ende um 260 n. Chr.; Überbauung durch Kirche (Kastellbad), Wohnhäuser und Altersheim; keine obertägig sichtbaren Spuren.

NIEDERBERG.
Kastell aus Stein, 28.000 qm, weit vom Limes entfernt auf einem Plateau gegenüber der Moselmündung; Bau Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. Ende um 260 n. Chr.; bekannte Besatzung Cohors VII Raetorum equitata (sie wurde aufgerieben, als sie dem Kastell Niederbieber zu Hilfe kam); überbaut, keine obertägig sichtbaren Spuren.

BAD EMS 1
. Kastell aus Stein rechts der Lahn, rund 13.000 qm Bau etwa Anfang 2. Jahrhundert n. Chr. Vom Qrtskern Dorf-Ems mit Martinskirche überbaut, keine obertägig sichtbaren Spuren.

BAD EMS 2.
Kleinkastell aus Stein links der Lahm dicht am Limes ("Auf der Schanz"), 4.500 qm überbaut, keine obertägig sichtbaren Spuren.

BECHELN.
Kleinkastell aus Stein, 500 qm, Grabungsspuren.

MARIENFELS.
Zwei Kastelle aus Holz; älteres 10.000 qm, jüngeres (?)‚ Bau Anfang 2. Jahrhundert n. Chr., überbaut, keine sichtbaren Spuren; Kastellbad-Reste als flacher Schutthügel.

HUNZEL.
Kastell aus Stein als Nachfolgekastell für Marienfels, 7.000 qm landwirtschaftlich genutzte Fläche, keine obertägig sichtbaren Spuren.

POHL.
Kleinkastell; keine eindeutigen Grabungsergebnisse, keine obertägig sichtbaren Spuren. -
>>Nachtrag zu Klaus Deinaß: Im Juni 2007 wurde der Förderkreis Limeskastell Pohl e. V. gegründet., der sich die Initiierung und Förderung von Projekten, Aktionen, Veranstaltungen und Publikationen rund um das UNESCO-Weltkulturerbe Limes im Raum Nassau, Nastätten und Katzenelnbogen zum Ziel gesetzt hat. Diesem Verein verdankt Pohl – etwas versetzt vom historischen Standort – eine spekulative Rekonstruktion auf Grundlage der Befundpläne. Diese sehenswerte Rekonstruktion kann besichtigt werden. Info hierzu: www.limeskastell-pohl.de (Red.)<<

PFARRHOFEN.
Kleinkastell aus Stein, 1.500 qm Umwehrung noch gut erkennbar (scharfe rechtwinklige Ecken an Stelle der üblichen runden).

HOLZHAUSEN.
Kastell aus Stein, 14.000 qm, Bau letztes Viertel 2. Jahrhundert; als Besatzungen bekannt die dohors II Antoninia Treverorum (Anfang 2. Jahrhundert), später die dohors II Severiana Treverorum (zweites Viertel 2. Jahrhundert). Kleinstes Infanterie-Kohorten-Kastell am obergermanischen Limes und eines der besterhaltenen Kastelle mit konservierten Grundmauern.

DÖRSTERBERG.
Kleinkastell aus Holz und Stein, 500 qm später aus Stein, 300 qm geringe Spuren.

KEMEL.
Kastell aus Stein, 7.000 qm vom Qrtskern überbaut, keine obertägig sichtbaren Spuren.

ADOLFSECK.
Kleinkastell aus Stein, 400 qm, kaum obertägig sichtbare Spuren.

ZUGMANTEL.
Mehrere Kastelle, erst als Numerus-, dann als Kohortenkastell. Erstes Holzkastell Bau kurz nach 90 n. Chr., 7000 qm, zweites Holzkastell als Erweiterung gebaut erste Hälfte 2. Jahrhundert, 11.000 qm dann Steinkastell, Bau Mitte 2. Jahrhundert, 17.000 qm zweites Steinkastell, Bau etwa 223 n. Chr., 21.000 qm. Ende rund 260 n. dhr. Als Besatzungen bekannt der Numerus Treverorum und später die Cohors 1 Treverorum equitata. Kleinstes Kastell einer berittenen Kohorte in Obergermanien. Umwehrung noch gut erkennbar. Bad und Lagerdorf erforscht, keine obertägig sichtbaren Spuren; zwei Rundschanzen; in unmittelbarer Nähe rekonstruierter Limesabschnitt mit Turm, Wall, Graben und Pfahl.

EICHELGARTEN.
Kleinkastell, 2.500 qm sichtbare Spuren von Wall und Graben.

ALTEBURG-HEFTRICH
. Kastell aus Stein, 7.000 qm, Bau Mitte 2. Jahrhundert. Bestand bis Mitte 3. Jahrhundert n. Chr.; als Besatzung bekannt der Numerus Cattharensium. Landwirtschaftlich genutzte Fläche, keine obertägig sichtbaren Spuren.

MAISEL.
Kleinkastell aus Stein, 700 qm, Bau Mitte 2. Jahrhundert; sichtbare Spuren der Umwehrung.

FELDBERG.
Kastell aus Stein, 7.000 qm, Bau Mitte 2. Jahrhundert, Bestand bis Mitte 3. Jahrhundert n. Chr.; als Besatzung bekannt Exploratio Halicanensium. In den Grundmauern ausgezeichnet erhalten. Kastelldorf und Bad erforscht; keine bzw. geringe sichtbare Spuren.

ALTES JAGDHAUS.
Kleinkastell aus Stein, 600 qm Umwehrung gut sichtbar.

SAALBURG.
Zunächst zwei Kleinkastelle aus Holz, 1.000 bzw. 800 qm, mit evtl. ältesten römischen Bauresten noch aus dem Chattenkrieg Kaiser Domitians (83/84 - 86 n. Chr.) Um 90 n. Chr. Holzkastell 7.000 qm. Dann großes Lager, 32.000 qm, aus Holz und Stein, Bau um 135 n. Chr. Besatzung die Cohors II Raetorum civium Romanorum equitata. Schließlich in der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts nach Chr. Ersatzbau mit Mauern und Erdrampe Ende um 260 n. Chr. Einziges rekonstruiertes Limes-Kastell mit sehenswertem Museum.

Kastell Anhausen.
Viele der Kastelle sind bereits von der Reichs-Limes-Kommission ausgegraben worden. Der Grabungsbericht über die Arbeit am Kastell Anhausen/Kreis Neuwied (Auszug aus ORL) soll für alle anderen stehen: Das Kastell Anhausem nimmt den höchsten und zugleich am weitesten nach Norden vorgeschobenem Punkt ein, den der Limes auf seinem Zuge um das Neuwieder Becken berührt. Die Ruine wurde im Jahre 1893 teilweise ausgegraben. Wiederholt wurden später noch Nachuntersuchungen vorgenommen. Der Plan ist 1898 und 1899 vervollständigt worden. Es bestand ursprünglich aus einem rechteckigen Hauptbau von 43,2 m Länge im nordsüdlicher Richtung und 39,3 m Breite in der Richtung von Osten nach Westen (also 1700 qm groß), in dessen Südweststrecke ein besonderer, gleichfalls rechteckiger Bau abgetrennt war, dessen Außenmal3e 28,7 und 23,6 m (680 qm) betragen. Die gemeinsame Außenmauer beider und die Trennungsmauern der kleineren und größeren Abteilung stehen miteinander in Fugenverband und müssen trotz ihrer verschiedenen Stärke gleichzeitig erbaut worden sein. Von der äußeren Ringmauer wurden da, wo sie nicht zugleich die Ummauerung der kleineren Abteilung bildet, fast nur die Fundamentgruben, auf der Nordseite auch Reste des Fundaments selbst gefunden. Der zur Umfassung des kleinen Kastells gehörige Teil der Mauer stand dagegen wie dessen ganze Umfassung zur Zeit des Beginns der Ausgrabungen noch reichlich 1 m hoch über dem Boden aufrecht, und, mach der Menge der abgestürzten Steine zu schließen, müssen die Mauern mindestens die doppelte Höhe gehabt haben. Von einer Brustwehr oder von einer Bedeckung der Mauer hat sich keine Spur erhalten. Sie ist aus dem in der Nähe brechenden Quarzitschiefer und Grauwacke ohne Kalkmörtel, aber mit Lehm gut im Verbande gemauert. Die Stärke der Mauer schwankt zwischen 1,72 und 1,80 m; sie ruht auf einem etwa 60 cm hohen Fundament, das beiderseits etwa 45 cm vorspringt. Auf der Nordseite befand sich ein vom rechteckigen Türmen eingefaßtes Tor mit 4,1 m breitem Torweg. Die Türme waren 4,65 m lang und 4,00 m breit und hatten nur 80 bis 90 cm starke Wände,  so daß die Innenräume 2,8 x 2,4 m betrugen. Sie springen nach außen 78 cm weit vor. Das Ganze war vom einem schwachen Spitzgraben umgeben. Die Ringmauer ist, soweit sie nicht zur Umfassung der kleineren Abteilung gehört, schon von dem Römern vollständig abgebrochen und der Graben mit dem Mauerschutt ausgefüllt worden. An der Südseite ist er noch heute erkennbar. Auch die kleinere Abteilung war von Norden her zugänglich. Das 2,7 m breite Tor ist nur von Verstärkungen der Mauer eingefaßt. Die Trennungsmauern beider Abteilungen sind ca. 30 cm stärker als die gemeinsame Außenmauer, zeigen aber keinen Fundamentvorsprung. Ein neuer Graben wurde um die Nord- und Ostseite der ursprünglichen Innenabteilung gezogen, der im Bogen aus dem früheren Ringgraben des Ganzen abzweigt und durch die ehemalige Ringmauer hindurch gebrochen ist. Auf diese Weise hat man das ursprüngliche Reduit in ein eigenes, sehr kleines Kastell umgewandelt. Der jüngere Graben ist auch vor dem Torweg durchgeführt, muß hier also mit Holz überbrückt gewesen sein. Ecktürme waren weder im größeren noch im kleineren Kastell vorhanden. Im Innern des kleinen Kastells fanden sich vor allem in der Nordwestecke Reste von Baracken, u. a. eine 5 - 10 cm starke Aschenschicht mit Kohlen, zahlreichen Knochen und Scherben, und zu oberst eine ca. 20 cm starke Schicht vom Resten des Lehmbewurfs der Baracken mit den Abdrücken von Flechtwerk aus dünnen Zweigen. Im Innern der Baracke konnten ein Herd und andere Feuerstellen sowie Steinpackungen beobachtet werden, die vielleicht als Unterlagen für Holzstützen des Daches gedient haben. Auf ausgedehnte Verwendung von Holz bei diesen Bauten deuten auch die zahlreichen Nägel verschiedenster Größe, die sich gefunden haben. In der Achse des kleinem Kastells befindet sich 8,50 m von der Südmauer ein viereckiger Brunnen,  in dem von 8 m Tiefe ab Spuren einer Holzverschalung beobachtet wurden. Im oberen Teil des Brunnens fand sich zwischen zusammengestürzten Steinen eines Brunnenhauses oder einer Brunneneinfassung und zusammen mit vielen Scherben, Knochen und Glas eine Bronzemünze des Commodus. Von dem Mauern des Kastells reicht der Blick bis zu den Truppenlagern an der Wied und an der Mündung des Saynbaches, nach Heddesdorf, Niederbieber und Bendorf, und der Limes selbst konnte von hier namentlich nach Südosten bis zum Wachtposten auf dem Hormorgen hinaus überschaut werden. Das Kastell diente zugleich zur Überwachung der alten Wege, die von Süden her, aus der Gegend vom Gladbach, hier das Gebirge ersteigen und auf beiden Seiten der Höhe den Limes kreuzen. Übergänge über den Pfahl mit Grabenunterbrechungen wurden allerdings in der Richtung dieser Wege nicht gefunden. Der Pfahl ist von der ursprünglichen Front des Kastells ca. 46 m (55 m bis zur Grabensohle) entfernt. Er umzieht das Kastell in weitem Bogen. Die Einzelfunde waren unerheblich. Außer der Bronzemünze des dommodus wurde in dem Kastell ein Denar des Severus Alexander gefunden, Fibeln aus Bronze und Weißmetall, Spielsteine, Teile von Eisengerät und sehr viele Topfscherben.“

10. Oktober 2003 Konrad Weber
Seit Sommer 2005 ist der Limes als Weltkulturerbe anerkannt.
Update Sa. 06. Jan. 2007

Literaturhinweiss:
"Der Römische Limes in Rheinland-Pfalz" von Dr. Cliff Alexander Jost
Herausgegeben vom Amt Koblenz der Abt. für Denkmalpflege des Landesamtes für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz
ISSN 0939-2424
ISBN 3-929645-07-6
Ein sehr profundes Buch mit ausgezeichneten Fotos, Zeichnungen, Luftaufnahmen und Beschreibung der 89 Wachtposten (Türme)
und Kastelle auf der 75 Km langen Limeslinie in Rheinland-Pfalz.