Artefakte in Immendorf

Frau Gabi Best-Altmeier hat im Jahr 2010/11 mehrere Artefakte am Bach im Calmen gefunden, die von einem Fachmann
(Fachbuchautor) Herrn Emil Hoffmann näher untersucht und beurteilt wurden. Der Verfasser des Textes hat mir die Genehmigung zur Veröffentlichung erteilt. K.W. im März 2012. Zwei der ersten "Fundstücke" werden unten näher vorgestellt.

In der Zwischenzeit (Aug. 2012) wurden 91!! weitere Artefakte gefunden.
Das mögliche Alter der Neufunde liegt zwischen 800.000 und 200.000 Jahren in der Altsteinzeit.
Immendorf muß zu den ältesten Fundorten am Mittelrhein gezählt werden.

 

Stellungnahme/Beurteilung Emil Hoffmann

Das dreieckig spitz zulaufende Objekt zeigt die typischen Merkmale eines Abschlags. Die Dorsalseite1 mit dem Mittelgrat zeigt die Spuren vorhergehender Abschläge. Die linke Kante wird durch einen ventralen2 Abschlag gebildet, die rechte Kante zeigt dorsale Abschläge. Das schmale Terminalende ist bearbeitet. Die Ventralseite3 ist zur Basis, von der der Abschlag erfolgte, leicht konkav, was ein Abschlagmerkmal ist. Das Material scheint Basalt zu sein.
Maße: 5,8 x 3,5 x 2,4 cm. Gewicht: 42 g.

Beurteilung
• Das Stück zeigt deutliche Bearbeitungsmerkmale und stellt daher ein Artefakt dar.
• Das bearbeitete leicht gerundete Terminalende ist die Arbeitskante. Artefakte mit solch schmalen Arbeitskanten kommen sowohl in Battenberg, wie auch in Schmittshausen vor und sind altpaläolithisch. Über die Verwendung lassen sich keine verlässlichen Aussagen treffen.
• Ob das Stück nun auch altpaläolithisch oder mittelpaläolithisch ist, kann ich nicht beurteilen.
Eine jüngere Epoche als Mittelpaläolithikum (200 000-40 000 Jahre) würde ich aber mit großer Wahrscheinlichkeit ausschließen. Auch der Verwendungszweck muss offen bleiben.
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1. Dorsalseite:Rückseite
2. ventralen Abschlag: vorderseitiger Abschlag

3. Ventralseite: flachere Vorderseite des Abschlages
 

 

Das dreieckförmige Stück ist mit der glatten und ebenen Basis vermutlich ein Abschlag. Die Verdickung auf der Ventralseite zur Basis entspricht einem Bulbus, wie er durch Abschläge entsteht, obwohl die Ventralseite eher einem Frostabsprung ähnelt, die auch gerne zur Werkzeugherstellung benutzt wurden. Die Dorsalseite2 mit einem schwachen leicht nach links versetzten Grat zeigt zwei Abschlagspuren, die das Stück zu den Seiten ausdünnen. Die linke schmalere Abschlagseite zeigt mit der Zähnung Bearbeitungsspuren, die zur Basis in einer Spitze enden, die gewollt hergestellt wurde und nicht durch Zufall entstanden ist. Die rechte Seite mit dem breiteren Abschlag endet im oberen Teil mit einer kleinen Bucht, die gewollt oder auch durch Beschädigung entstanden sein könnte. Die terminale Spitze zeigt auf der rechten Seite im unteren Teil einen Abschlag, der zur Spitzenbildung beiträgt. Die Dorsalseite ist kaum bearbeitet.
Maße: 5,5 x 4,9 x 1,2 cm. Gewicht: 25 g

Beurteilung
• Auf jeden Fall ein Artefakt mit vermutlich verschiedenen Funktionen: Die sägeartige Kante kann auch zum Schneiden benutzt werden und hat dann eine ähnliche Wirkung wie ein modernes Wellenschliffmesser. Die Absplitterungen im oberen Teil zur Basis sind vermutlich Gebrauchsspuren.
• Wenn die Bucht gezielt hergestellt wurde, so hat sie zum Schaben oder Glätten von Holz gedient.
• Die Spitze an der linken Seite am Ende der Zähnung zur Basis, eignet sich für Schabevorgänge in organischem Material (z.B. Knochen, Holz oder Leder). Eine ähnliche Funktion könnte auch das Distalende haben.
• Eine Altersaussage ist schwer zu treffen. Ein Neolithikum oder Jungpaläolithikum würde ich ausschließen, dann könnte es in die mittlere Altsteinzeit gehören, die aber von 200 000 bis
40 000 Jahren eine große Zeitspanne umfasst.

Die Bodenfunde in Arenberg und nun auch in Immendorf lassen vermuten, daß die Region wesentlich früher besiedelt war als bisher angenommen. K.W