Simbabwe; Katholische Bischöfe klagen an

"Laßt unseren gemeinsamen Feind Armut, Krankheit und Unwissenheit sein und nicht unsere Mitbürger." Dazu rufen die simbabwischen Bischöfe, zu denen auch der deutsche Jesuit Helmut Reckter, Bischof von Chinhoyi, zählt, in ihrem gemeinsamen Hirtenbrief vom 2. Mai 2001 auf.

"In unserem Land", schreiben sie unter dem Titel Toleranz und Hoffnung, "tendieren die Inhaber der politischen Macht, auch die, die sich Christen nennen, dazu, ihre Mitmenschen zu mißbrauchen." Die ein öffentliches Amt innehätten, müßten dies für das Gemeinwohl ausüben und nicht zur Selbstbereicherung. Korruptionsfälle müßten vor Gericht gebracht werden.

Die Bischöfe verurteilen die fortdauernde politische Gewalt und ihre Morde in Simbabwe. Was die Aktionen der sogenannten Kriegsveteranen angehe, müsse die Regierung sicher stellen, daß nicht die ganze Nation zu Geiseln einiger weniger gemacht werde. Die Landreform sei längst überfällig, aber das Land sollte den Menschen gegeben werden, die es wirklich brauchen. "Wir dürfen bei der Verfolgung legitimer Ziele nicht noch mehr Ungerechtigkeiten schaffen", schreiben die Bischöfe.

Von der Regierung fordern sie mehr Geld für den Gesundheitssektor und von der gesamten Bevölkerung eine Verhaltensänderung zur Bekämpfung der Aids-Seuche. Auch sollte sich jeder einzelne fragen was er zur gegenwärtigen Situation der Unsicherheit und der Furcht beitrage.

Die Medien werden aufgerufen, die Würde und Unverletzlichkeit jeder Person, ob Mann, Frau oder Kind, zu achten und der Gesellschaft als ganzer zu dienen, nicht nur den Interessen der herrschenden Partei oder der augenblicklichen Regierung. Ihre Aufgabe sei es, durch die Aufdeckung der Wahrheit einen Beitrag zum nationalen Dialog zu leisten.

Der Hirtenbrief wurde als Anzeige in drei Tageszeitun-gen und einer Wochenzeitung bekannt gemacht. Er wurde in allen Pfarreien des Landes in den drei Hauptsprachen Englisch, Shona und Ndebele verteilt. Auch Präsident Mugabe und alle Parlamentarier erhielten je ein Exemplar.

Die Regierungszeitung The Herald veröffentlichte als Antwort einen wütenden Angriff gegen die katholische Kirche. Die "Kriegsveteranen" drohten den Bischöfen, sie sollten sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern. Sonst müssten sie die Folgen tragen. Der größte Teil der Bevölkerung begrüßte es, daß sich die Bischöfe endlich aufgerafft haben, ein deutliches Wort zu der verzweifelten Situation des Landes zu sagen (vgl. dazu weltweit 2/2001, 5. 25).

 

Der deutsche Bischof Helmut Reckter SJ von Chinhoyi ist einer der neun Bischöfe von  Simbabwe, die den Hirtenbrief über "Toleranz und Hoffnung" geschrieben haben.

Quelle: Missionszeitschrift "weltweit" Nr. 3/2001, die mir freundlicherweise die Abdruckgenehmigung erteilt hat.