Ing. Karl Merz

Die Wasserversorgung der Gemeinde Arenberg.

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts deckte die Gemeinde Arenberg ihren Wasserbedarf aus Dorfbrunnen und Schwengelpumpen. 1898 wurde in der "Meerkatz" eine Quelle gefaßt und die erste Wasserleitung gebaut, die Arenberg mit ausreichendem und gutem Wasser versorgte. Aus dieser Anlage wurden ab 1907 der Gemeinde Immendorf vertraglich bis zu 40 cbm pro Tag abgegeben. Zu diesem Zweck wurde neben dem Hochbehälter der Gemeinde Arenberg am Caritashaus ein Hochbehälter für die Gemeinde Immendorf errichtet. Im Jahre 1909 kam ein weiterer Hochbehälter hinzu, der die Festung Ehrenbreitstein belieferte. Die Quellfassung liegt nördlich der Bundesstraße 49 im staatlichen Forst. Aus mehreren Quellsammelschächten wird das Wasser gesammelt und mit einer Gußrohrleitung im freien Gefälle entlang des Mallendarer Bachtales bis zum "Heringsloch" und von dort zu den Hochbehältern geleitet. Die Verlegung hatte äußerst genau zu erfolgen, da nur wenige Meter Höhendifferenz zur Verfügung standen. Das Quellwasser hat aggressive Kohlensäure, wodurch die Rohre angegriffen werden. Durch Inkrustieren entsteht eine Querschnittsverengung. In den vergangenen Jahren mußte die Leitung mehrmals gereinigt werden. Diese Quelle ist auch heute noch in Betrieb und liefert täglich ca. 300 cbm Wasser. Die Quellfassungen, die im Jahre 1937 südlich der Bundesstraße 49 oberhalb der Abzweigung Denzerheide für die Wasserversorgung der Flak-Kaserne angelegt wurden, haben schlechte Ergebnisse gezeigt. Sie wurden flach gefaßt und waren stark von den Witterungsverhältnissen abhängig, so daß bei den geringsten Niederschlägen der Wasseranfall sehr stark war, wogegen bei trockenem Wetter sich sehr bald Wassermangel unangenehm bemerkbar machte. Man bezeichnet solche Quellen als "frischmelkig". Das hat zur Folge,daß das anfallende Tagwasser nicht genügend gefiltert wird, sondern auf ziemlich direktem Wege zur Quellfassung gelangt, so daß das Wasser bakteriologisch stark verunreinigt ist und es unter Umständen Krankheitskeime mitführt. Über vier Jahrzehnte reichte diese Wassermenge aus, doch in den 40er Jahren wurde das tägliche Verbrauchswasser allmählich knapp. Die Hauptursachen waren das Anwachsen der Bevölkerung und der erhöhte Wasserbedarf durch die Forderungen der modernen Hygiene. Im Jahre 1947, einem ausgesprochen trockenen Jahr, entstand erhebliche Wassernot. Die Auswirkungen zeigten sich nicht nur in Arenberg, sondern waren allgemein festzustellen. In den folgenden Jahren machte sich der Wassermangel besonders in den Sommermonaten öfter bemerkbar, so daß immer wieder Stockungen in der Wasserversorgung auftraten. Aus diesem Grunde befaßte sich die Gemeindevertretung mit der Erschließung neuer Wasservorkommen. Es war ins Auge gefaßt, oberhalb des Mühlenbacher Hofes Quellfassungen zu errichten.

Die vorläufig veranschlagten Kosten beliefen sich auf 300000 DM. Man hoffte, hier eine Wassermenge von 400-500 cbm pro Tag zu erschließen. Dieses Wasser sollte auch für die Grube Mühlenbach und die Gemeinden Arzheim und Immendorf mitgenutzt werden. Diesen Plan ließ man aber wieder fallen, weil Quellfassungen, soweit sie nicht auf lange Zeit beobachtet werden und nicht mit genügender Sicherheit festgestellt ist, daß die anfallende Wassermenge konstant bleibt, keine Grundlage für eine ausreichende Wasserversorgung bieten. Die Versorgung durch Quellen wird immer schwieriger, da gute Quellen bereits genutzt sind und mit stark schwankenden keine befriedigenden Ergebnisse erzielt werden. Gerade in den Sommermonaten, in denen das meiste Wasser gebraucht wird, lassen die Quellen nach, weil der Wasservorrat erschöpft ist. Die Versorgung durch Quellen ist wohl billig, weil das Wasser meist ohne Kosten zuläuft; von der wasserwirtschaftlichen Seite her ist sie aber abzulehnen, da keine Möglichkeit besteht, das Wasser zurückzuhalten, wenn das Grundwasser einmal angeschnitten ist. Die tägliche Schüttung fällt an, und der Überschuß läuft ungenutzt ab. Anders ist die Versorgung durch Bohrbrunnen. Hier wird in das Grundwasser eine Bohrung abgeteuft und mit einer Pumpe nur so viel Wasser entnommen, wie tatsächlich gebraucht wird. Alles andere bleibt im Untergrund. Um die Wasserversorgungslücke zu schließen, war bereits während des Krieges eine Leitung von der Grube Mühlenbach bis zum Hochbehälter der Flak-Kaserne am Caritashaus verlegt worden. Das Wasser wurde aus der Grube Mühlenbach entnommen und zu dem Hochbehälter gepumpt. Da in den Nachkriegsjahren die Gemeinde Immendorf oftmals nicht ausreichend mit Wasser versorgt werden konnte, schloß sie sich mit Urbar zu einem Wasserbeschaffungsverband zusammen. Die Gründung erfolgte im Jahre 1950 unter dem Namen "Wasserversorgungszweckverband Urbar-Jmmendorf", abgekürzt W.U.I. Auch das Kloster der Dominikanerinnen und die Flak-Kaserne waren an einer geordneten Wasserversorgung interessiert. Die fiskalische Leitung mit dem Hochbehälter am Caritashaus ging in die Nutzung des W.U.J. über. An der Kanustation in Urbar wurde mit unbefriedigendem Ergebnis nach Wasser gebohrt. Aber eine Quellfassung im Mallendarer Bachtal an der "Kretzers Mühle", die mit einer Pumpstation ausgerüstet wurde, lieferte ca. 300 cbm Wasser pro Tag in den Urbarer Hochbehälter. Diese Anlage wird heute jedoch nicht mehr für den Verband genutzt. Das Kloster, die Flak-Kaserne, die Festung, das Caritashaus, die Pfarrsiedlung in Arenberg und natürlich die Gemeinde Immendorf wurden nun vom W.U.I. beliefert. Als Abstandssumme aus den vertraglichen Verpflichtungen gegenüber der Gemeinde Immendorf mußte Arenberg einen Betrag von 12 000 DM zahlen. Alle Wasservorkommen reichten aber nicht aus, um das schon jetzt große Versorgungsgebiet des W.U.I krisenfest zu beliefern. Die Stolberger Zink AG hatte Lieferverpflichtungen an die Gemeinde Arzheim von 450 cbm pro Tag, da durch den Bergbau die Wasserversorgung dieser Gemeinde beeinträchtigt war. Aus diesen Gründen war die Grubenleitung stark daran interessiert, das aus dem Nieverner Stollen auslaufende Wasser für die Trinkwaserversorgung nutzbar zu machen. Ca. 2 200 bis 2 300 cbm pro Tag konnten dort gewonnen werden. Diese Menge reichte voll aus, um die Gemeinde Arzheim und den W.U.I. zu versorgen. Ein Hochbehälter von 500 cbm Fassungsvermögen wurde "auf der Hehr" oberhalb des Mühlenbacher Hofes erstellt. Mit einer neuen Leitung wurde das Wasser zur Grube Mühlenbach und von dort in der bestehenden Leitung zum Hochbehälter am Caritashaus geleitet. Trotz steigendem Wasserverbrauch hat sich die Gemeinde Arenberg bis zum Jahre 1955 aus der Quelle an der Meerkatz" versorgt. Nur in den Sommermonaten mußte seit 1952 zusätzlich Wasser vom W.U.I. genommen werden; darum war in diesem Jahr eine Rohrverbindung zwischen dem Arenberger Netz und dem W.U.I. geschaffen worden. Um die Versorgung der wachsenden Gemeinde Arenberg sicherzustellen, wurde im März 1955 ein Antrag auf Aufnahme in den Wasserzweckverband durch die Gemeinde gestellt. Es blieb kein anderer Weg, als dem W.U.I. beizutreten. Andernfalls hätte Arenberg auf eigene Kosten ohne behördliche Beihilfe die Versorgung der Bevölkerung sicherstellen müssen. Die Aufwendungen hierfür wären nicht unerheblich gewesen, da die Anlage fast 60 Jahre in Betrieb war, ohne daß nennenswerte Verbesserungen und Ergänzungen durchgeführt worden waren. Die Einkünfte aus der Wasserversorgung waren stets in den allgemeinen Haushalt geflossen. Dieser Fehler machte sich jetzt unangenehm bemerkbar, zumal der Ausbau der Wasserversorgung in den Neubaugebieten in den folgenden Jahren weitergeführt werden mußte. 1957 trat die Gemeinde Niederwerth dem Verband bei. Dadurch war die Möglichkeit gegeben, ein sehr ergiebiges Wasservorkommen auf der Insel Niederwerth zu erschließen. Ein Düker wurde in den Vallendarer Rheinarm verlegt. Jetzt bestand auch die Möglichkeit, von der auf der Südspitze der Insel Niederwerth niedergebrachten Bohrung Wasser in das Versorgungsnetz zu pumpen. Im Jahre 1962 wurde oberhalb der Quellfassungen der Flak-Kaserne nach Wasser gebohrt; das Ergebnis war jedoch unbedeutend. Daß aber bei intensiver Suche in der Gemarkung Arenberg noch Wasser zu finden ist, beweist eine Bohrung des Dominikanerinnenklosters, die in einer Tiefe von 93 m ca. 600 cbm gutes Wasser pro Tag liefert. Durch die starke Bautätigkeit in den Verbandsgemeinden und die Abgabe von Wasser an Vallendar und die Flak-Kaserne mußte auf der Insel Niederwerth eine neue Versorgungsanlage entstehen, insbesondere weil das Wasser der Grube Mühlenbach, die 1960 stillgelegt wurde, immer schlechter wurde und für den menschlichen Genuß nicht mehr geeignet war. Zwei Brunnen wurden niedergebracht, eine Wasseraufbereitung und neue Hochbehälter sind im Entstehen. Die Kapazität beträgt 4 000 cbm pro Tag. In der Zwischenzeit hat auch die Stolberger Zink AG das Wasser des Nieverner Stollens aufbereitet und ist bereit, wieder Wasser an den W.U.I. abzugeben, wobei sie sich auf den Wasserlieferungsvertrag vom Jahre 1950 beruft. Der Gemeinde Arenberg steht nach Abschluß der Bauarbeiten in Niederwerth, Urbar und Arenberg ausreichend Wasser zur Verfügung, so daß auch in weiterer Zukunft kein Wassermangel zu befürchten ist. Darüber hinaus ist eine Steigerung der Wassermenge bis auf 6000 cbm pro Tag auf der Insel Niederwerth vorgesehen.

Der vorstehende Artikel entstand um 1965 und gibt nicht die momentane Lage wieder. Hier sind Ergänzungen notwendig die noch nachzutragen sind. K.W.

Sa. 08. Febr. 2003