Burg Mühlenbach (Mühlenbacher Hof)  Udo Liessem (DasCopyright wurde freundlicherweise von Herrn Udo Liessem im März 2015 erteilt.)

Gegen 1226 gelangte Wilhelm von Helfenstein in den Besitz des Erbmeieramtes jenes Hofes in Arenberg, der 868 durch König Ludwig dem Marienkloster zu Herford geschenkt worden war. Bald wurde ein Pachtlehen daraus. Unter Hermann II., wahrscheinlicher jedoch, und zwar aus stilistischen Gründen, unter dessen Sohn Johann V. von Helfenstein (gest. 1315) wurde die kleine Burg Mühlenbach aufgeschlagen. -Sie liegt in einer Mulde, in der das Wasser mehrerer Quellen zusammenkommt, so daß hier die Anlage einer Wasserburg nicht verwundert. Sie steht auf der heute so genannten "Turmwiese", ein nahezu quadratisches Areal von 35x35 m, das durch einen umlaufenden, künstlichen Wall zu einer Art Staubecken umgestaltet worden ist, in dessen Mitte, leicht nach Südosten verschoben, eine wiederum künstliche Insel lag, auf der sich die Burg erhob, von der nur noch der Bergfried, ursprünglich alleine stehend und wohl einziger massiver Baubestandteil der Anlage, erhalten ist. Der Wirtschafts- und eigentliche Wohnbereich hat seine Nachfolger in den jetzigen Hofbauten (vor allem dort, wo sich heute die Stallungen befinden); oder er lag auf einer zweiten Insel innerhalb des jetzt zur Hälfte verlandeten Teiches, sodaß das klassische Wasserburgenschema angenommen werden könnte. Der Turm erhebt sich über einer exakt quadratischen Grundfläche von 7,21 x 7,21 m; er mißt 23,50 m bis zur Dachtraufe. Der Turmschaft verjüngt sich gleichmäßig um fast einen Meter auf 6,27 m. Über einem hohen Sockelgeschoß folgen fünf weitere Geschosse, von denen die beiden oberen eine wesentlich geringere Höhe aufweisen. Die Seitenwände zeigen in den unteren Geschossen recht große, hochrechteckige Fenster, die später, wohl erst im 19. Jahrhundert, zu Schlitzen zugesetzt worden sind. Lediglich auf der Nordseite, und zwar im ersten und zweiten Obergeschoß, finden sich keine Öffnungen. In den beiden oberen Geschossen liegen kleine, nur zum Lichtspenden und zur Verteidigung dienende Schlitze. Das Sockelgeschoß war ursprünglich lichtlos; sein heutiger Zugang, der unter Verwendung eines zerbrochenen Mühlsteins errichtet wurde, scheint später angelegt worden zu sein. Die niedrige Dachpyramide muß zwischen 1847 (Zeichnung von Leopold von Eltester) und 1894 (Tod August von Cohausens) entstanden sein. Die einzelnen Geschosse sind nicht gewölbt (und waren es auch nicht, auch nicht zwischen dem 2. und 3. Geschoß, wie Cohausen irrtümlich angibt), sondern durch Balkenlagen voneinander getrennt: Die in Ost-West-Richtung streichenden, sehr kräftigen, im Querschnitt quadratischen Balken binden in die Mauer ein, liegen aber gleichzeitig auf Unterzügen, die in die Mauer eingelassen sind und bündig mit ihr abschließen. Diese finden sich auf allen vier Seiten des Turmes, also auch an der Nord und Südseite, wo sie nicht nötig gewesen wären. (Ob hier, allerdings falsch verstanden, Ringanker vorliegen?)

Die Fenster mit stark abgeschrägter Laibung haben Holzstürze und ebensolche Rahmen; ob letztgenannte noch aus der Erbauungszeit stammen, ist fraglich. Merkwürdigerweise sind auch Partien der Laibung - ohne daß ein System zu erkennen wäre aus Holzbalken gefügt. - Aus Holz sind schließlich der Sturz der in den Turm führenden Türe und das Türblatt, das zwar alt, dessen Zugehörigkeit zur Erbauungszeit des Gebäudes jedoch fraglich ist. Die Kommunikation zwischen den einzelnen Geschossen vermittelten einfache Treppen: Erhalten haben sich davon Spuren der Anlagen, die vom ersten ins zweite und vom dritten ins vierte Geschoß führten. Die Treppen verliefen hier angelehnt an die Südwand. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist anzunehmen, daß die Treppenabschnitte vom zweiten ins dritte und vom vierten ins fünfte Geschoß (im Gegensatz zu heute) auf der gegenüberliegenden Nordwand verliefen, so daß ein etwa eingedrungener Gegner jedesmal, um in das nächsthöhere Geschoß zu gelangen, den Turm queren mußte. Durch Spuren im (ursprünglichen) Putz ist eindeutig beweisbar, daß es sich um eine Blocktreppe gehandelt hatte. Während die beiden oberen Geschosse keinerlei Konzessionen an Wohnbarkeit aufweisen, wohl nur zur Bevorratung und zur Verteidigung dienten - Zinnen waren übrigens nie vorhanden-, waren das erste und zweite Obergeschoß zu Wohnzwecken vorgesehen:

In der Mitte der Nordseite liegt je ein großer, doch einfacher Kamin; die Mantelkonsolen aus Basaltlava haben sich erhalten. Im zweiten Geschoß befindet sich in der Nord-Ost-Ecke, direkt neben der Kaminanlage, eine kleine, dreieckig abschließende Wandnische. Die Räume sind ungeteilt und nehmen jeweils die ganze Turm-fläche ein. In das lichtlose Sockelgeschoß wird man ursprünglich durch eine (FalI-)Türe im Boden des ersten Obergeschosses gelangt sein. Für diese beiden Turmabschnitte gilt auch nicht, was oben von den Balkendecken gesagt wurde; hier springt die Mauer jeweils um wenige Zentimeter zurück, so daß auf den Mauervorsprung die Balken zu liegen kamen. Den Turm betritt man (heute) über eine steinerne, nach 1894 erbaute Treppe. Über der hoch rechteckigen Tür (neben der Südturmkante) baut sich - über hölzernem Tür Sturz - eine Spitzbogenblende auf (= Lunette). In der Mitte der verputzten, etwas tiefer liegenden Fläche befindet sich eine mit Dreieck schließende Nische (für eine Heiligenfigur). Die Nische ist seitlich mit Brettchen ausgekleidet. Baumaterial des Turmes ist die anstehende devonische Grauwacke; die Fenstergewände sind zum Teil, der Spitzbogen der eben beschriebenen Blende vollständig aus Tuff gefügt. Auf drei Seiten: Norden, Osten, Süden, hat sich die mittelalterliche Putzhaut erhalten. Danach war der Turm mit einer dünnen, hellen Schlemme überzogen. Eine besondere Behandlung der Fenster- und Schartenöffnungen ist nicht auszumachen, jedoch wahrscheinlich für den schon mehrfach genannten Spitzbogen. Der Putz setzt auf allen drei Seiten ungefähr 275 cm über Grund an, und zwar mit einer recht exakten waagerechten Linie; diese befindet sich auf gleicher Höhe mit der Türschwelle der Westseite, so daß auf allen vierTurmseiten eine durchgehende Horizontale feststellbar ist. Am Turmfuß ist der Putz auch nicht heruntergewittert, er war nie verputzt. Die geschilderte Linie kann auch nicht durch den Wasserstand gebildet worden sein. Der ehemalige Teich muß wesentlich seichter gewesen sein, sonst wäre die ganze Gegend überschwemmt worden. Auf der Nord- und auf der Ostseite des Turmes sind Spuren von Anbauten sichtbar (s. Bild), deren Bodenhöhe exakt mit der genannten Linie zusammenfällt. Aus allen diesen Indizien ist zu schließen, daß der Turm bis zum Putzansatz im Erdreich stand, also nachträglich eingemottet worden war! Auf diesen künstlichen Hügel sind dann später die Anbauten gesetzt worden. Auf der Nord- und weniger deutlich, doch einwandfrei auch auf der Ostseite des Turmes sind in Höhe des ersten Geschosses je drei Bogenstellungen erkennbar, von denen die rechte der Nordseite eindeutig spitzbogig ist. Diese Bögen sind nur dadurch erkenntlich, daß hier kein Putz ist. Da keine Konsolen feststellbar sind, überhaupt kann keine Verletzung der Turmwand ausgemacht werden, sind die Spuren nicht auf ein steinernes Gewölbe zurückzuführen, sondern auf eine Holz-konstruktion, wohl ein hölzernes Gewölbe! - Die Gewölbe hatten exakt die Höhe der Turmtür mit der darüberliegenden Blende, das heißt, sie waren so hoch wie das erste Turmgeschoß. Der Anbau hatte nie mehr als ein Stockwerk aufzuweisen, wie die noch durch einen Mörtelstreifen erkennbare Dachschräge verdeutlicht. Danach könnte der Anbau einen annähernd quadratischen Grundriß aufgewiesen haben, dessen südöstlichen Quadranten der Turm eingenommen hatte. - Eine befriedigende Rekonstruktion wird nie gegeben werden können, da durch Abgraben des Mottenhügels der Anbau restlos vernichtet worden ist. Der sehr schlanke, sich nach oben verjüngende Turm, bietet wenig Datierungsmöglichkeit; Verfasser möchte ihn in die Jahre vor 1315, dem Todesjahr Johann V. von Helfenstein setzen. Die schlanken Formen und den eindeutigen Spitzbogen zeigt auch die zweite Helfensteiner Burgengründung, die Sporkenburg bei Eitelborn, nur wenige Kilometer vom Mühlenbacher Hof entfernt. Diese Burg wurde durch Heinrich von Helfenstein (gest. 1312) erbaut und 1310 dem Trierer Erzbischof zu Lehen aufgetragen. Auf der Sporkenburg lag eine riesige ca. 30 m lange zweischiffige, gewölbte Halle, allerdings mit steinernen Gewölben über achtkantigen Pfeilern, die die gesamte Ostseite der Burg einnahm, und zwar auch hier als erstes Geschoß über einem hohen Sockel. In dem Anbau der Mühlenbacher Burg, der, wenn auch nur entfernt, Parallelen zum Sporkenburger Gewölbebau zuläßt, sollte man den eigentlichen Wohnbau der Burg Mühlenbach sehen, denn der Turm selber war eigentlich - trotz zweier Kamine-kein Wohnturm. Die zweite, durch die Anwendung von Holz (Fachwerk) gekennzeichnete Bauperiode, sollte nicht wesentlich später als der Turmbau anzusetzen sein.

Die spärlichen Baubeobachtungen haben eindeutig gezeigt, daß die Wiedergabe der Burg Mühlenbach auf der Karte von 1715 nicht wörtlich interpretiert werden darf: Vielmehr soll die unbeholfene Schemazeichnung nureine ruinöse Wasserburg wiedergeben, lediglich der künstlich gestaute Teich kann als damals noch existent aus der Karte abgelesen werden.

Ein technisches Denkmal von Rang ist die ehemalige Mühle des Mühlenbacher Hofes. Nach dieser Mühle, bzw. einem ihrer Vorgängerbauten, tragen sowohl der Hof als auch der die Mühle antreibende Bach-der,,Mühlbach'-ihren Namen. - Das zweistöckige, quadratische Mühlengebäude, aus devonischer Grauwacke errichtet, erhebt sich an der Nord-West-Ecke des Walles, der rund um den künstlich gestauten Teich verlief, in dem auf einer Insel die Burg Mühlenbach stand, von der nur noch ein Turm erhalten ist. Ob das jetzige Mühlgebäude, es datiert wohl ins zweite Drittel des 19. Jahrhunderts, in direkter, ortsbezogener Kontinuität mit Vorläuferbauten steht, könnte nur eine Grabung klären.

Das riesige Mühlrad, dessen Metallteile papierdünn verrostet und dessen hölzerne Speichen bis auf eine vermodert sind - lediglich die machtvolle, hölzerne Welle hat sich recht gut gehalten ist innerhalb des Gebäudes in einem schachtartigen Raum untergebracht, der die gesamte Ostseite des Mühlenbaues einnimmt. Ein heute ausgetrockneter künstlicher Wasserlauf traf von Norden kommend auf das oberschlächtige Mühlrad. Während die wesentlichen technischen Einrichtungen der Mühle im unteren Geschoß installiert waren, hatte das Obergeschoß noch Platz für die Wohnbedürfnisse des Mühlenknechtes. Das interessante, kultur- und technikgeschichtliche Denkmal sollte unbedingt vor dem gänzlichen Zerfall gerettet werden!

Elisenhof

Annähernd einen Kilometer vom Mühlenbacher Hof entfernt, und zwar in nordwestlicher Richtung, liegt der "Elisenhof", der heute nicht mehr landwirtschaftlich genutzt wird. Das Acker- und Wiesenland wird vom Mühlenbacher Hof aus bewirtschaftet.Der Elisenhof ist eine sehr bemerkenswerte Gebäudegruppe, deren älteste Teile in das zweite Drittel des vorigen Jahrhunderts datieren und besten Spätklassizismus zeigen. Der westliche, ältere Bauabschnitt ist total verschiefert; er weist einen auffallenden westlichen Giebel auf. Unmittelbar nach 1900 ist der Hof in der jetzigen Form vergrößert worden. Das Anwesen wurde in der Tradition später Schloßbauten errichtet. Für seine bauliche und wohnliche Qualität spricht, daß von 1945 bis 1951 der französische General Hettier de Boislambert, 1946 bis 1951 Landesgouverneur, ab 1949 Landeskommissar in Rheinland-Pfalz, dort residierte.


 Literatur:
von Cohausen, August, Die Befestigungsweisen der Vorzeit und des Mittelalters, Wiesbaden 1898
(Reprint, Frankfurt 1979, 5. 151 u. Tafel 21 Nr. l iSa, b).
- Cohausen, er starb 1894, hatte bereits die Bogenstellungen des Turmanbaues erkannt und gezeichnet.

Kubach, H. E., Michel, F., Schnitzler, H.,
Die Kunstdenkmäler des Landkreises
Koblenz (Bd. 16. III. Abtlg. der Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, hrsg. von
Clemen, P.), Düsseldorf 1944, S. 59/60, Abb. 53/54.

Poensgen, Werner,
Der Wald in der Gemarkung Arenberg.

1. Abb.Dehio,
Georg, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz!
Saarland, bearb. von Caspary, Hans, Götz, Wolfgang, Klinge Ekkart,
München/Berlin 1972.

Mühlenbacher Hof, S. 412; Sporkenburg, S. 211.
Freundliche Mitteilungen von Herrn
Albert Hensen, dem damaligen Pächter des
Mühlenbacher Hofes.