Baukunst - Baudetails aus alter und neuer Zeit im und um das Haus

erstellt: Mo., 10.08.2015
geändert: Mo., 06.06.2016
 


Rest einer Weinbergmauer in Immendorf


Seit wann in den kleinen Seitentälern rechts des Rheins bei Koblenz Wein angebaut wurde, lässt sich kaum noch feststellen. Lediglich das Ende des Weinbaus dürfte in Immendorf kurz nach dem Jahr 1800 liegen. Die Flurbezeichnung "Im Wingert" zeugt auf jeden Fall von Zeiten, in denen hier Weinbau betrieben wurde. Ob der erzeugte Wein selbst getrunken (Wein galt im Mittelalter als einzig nicht verkeimtes und lagerfähiges Volksgetränk) oder als "Zehnt" abgegeben wurde, müsste noch festgestellt werden. Jedenfalls hat man jüngst im Immendorfer Wingert an einem Südhang den hier abgebildeten Rest einer alten Weinbergmauer gefunden. Der Trockenmauerrest ist augenscheinlich auf gewachsenem Felsgrund aufgebaut. Weitere gut sichtbare benachbarte (Reste ehemaliger) Weinbergmauern finden sich z. B. auch im Mühlental (heute noch genutzt) und im Mallendarer Bachtal (oberhalb des Holderberger Hofs). 


Die Arenberger "Engelsburg"


Auf der vorliegenden Ansichtskarte wird das "Engelsburg" genannte Gebäude als "Gartenhaus" des Caritashauses erwähnt. Das Caritashaus konnte am 07.06.1910 auf Betreiben des ersten geistlichen Rektors des Mutterhauses der Dominikanerinnen Matthias Kinn eröffnet werden. Es diente zunächst der Erholung armer und schwacher Kinder sowie der Ausbildung von Caritas- Dorfhelferinnen. Das "Gartenhaus" entstand nach der Einweihung des Caritasgebäudes (genaues Datum fehlt leider). Ob es bereits von Anfang an seine prächtige Bemalung mit den lebensgroßen bunten Engeln auf goldgelbem Grund hatte, ist nicht bekannt. In den 1930er Jahren bewohnte ein Herr Ganser das Haus. Er ist einigen alten Mitbewohnern noch als ständig fotografierender Mensch (Fotograf?) in Erinnerung. Als Mitte der 1940er Jahre die Familie des Arenberger Chorleiters und Organisten Hans Marx in die Engelsburg einzog, war die opulente Bemalung mit den Engels-Motiven auf jeden Fall schon vorhanden. Leider ist diese außergewöhnliche Malerei vor Jahren einem „ganz normalen“ Anstrich oder Verputz gewichen.
Foto zur Verfügung gestellt von Mathilde Persch geb. Marx.


 Philips-Bronen (Philips-Brunnen) von 1624


Der nach seinem Erbauer, dem Trierer Kurfürsten Philip Christoph von Sötern benannte Philips-Brunnen in der Eselsbach (Schneiders Wiese) war der Hauptwasserzulauf der kurfürstlichen Festung Ehrenbreitstein, die zeitweilig als Wohnsitz, stets aber als strategischer Brückenkopf der rechtsrheinischen kurtrierischen Besitzungen genutzt wurde. Die Festung verfügte zwar seit Erzbischof Hillins Ausbau im 12. Jh. über eine Zisterne, die die oft kritische Wasserversorgung der Burg sicherstellen sollte, doch im 17. Jh. ließ Kurfürst Philip von Sötern mit großem Aufwand und technischem Können eine neue Wasserleitung aus der ergiebigen Quelle des Reidelsborn in der Eselsbach zur Festung verlegen. Ausreichend Frischwasser war überlebenswichtig für die Besatzung des Verteidigungsbauwerkes. Nach mündlicher Überlieferung spielten Brunnen und Wasserleitung während der Befreiungskriege ab 1794 eine wichtige Rolle, als ein Arzheimer Bürger den französischen Belagerern das Geheimnis der Wasserleitung offenbart haben soll. Eine fünfjährige Belagerung endete dadurch mit der Kapitulation der Besatzung. (Siehe hierzu auch: "Die Wasserleitung zur Festung Ehrenbreitstein und die französische Belagerung von 1795" von Konrad Weber.) Das Foto des Eingangs zur Quelle des Philips-Brunnens wurde zur Verfügung gestellt von K. Weber. 


 Der "Rote Hahn"


Als Wappentier von Arenberg und als Beiname des Ortes ist der "Rote Hahn" weithin bekannt. Das abgebildete Exemplar ziert das Gasthaus "Roter Hahn" an der belebten Straßenkreuzung nahe der Kirche. Erstmals urkundlich erwähnt wird der Bau 1630 in einer Konzessions- bestätigung, und schon da wird er als alt bezeichnet. Einst Herberge, Zoll- und Gasthaus für Händler und Reisende auf den hier verlaufenden Verkehrsstraßen, entwickelte sich der Ort allmählich um das Gasthaus herum. Der Name dürfte von "gerodeter Hain" herzuleiten sein. Orte, die das Wort "Hahn" im Namen führen, sind nicht selten im Westerwald und dieses "Hahn" bezeichnet Hain / Wald, nicht das Tier.
Das alte Haus steht noch wie vor 300 Jahren - wahrscheinlich auf den Grundmauern eines noch älteren - neben dem heutigen Gasthaus, das 1899 als Hotel für die gewachsenen Ansprüche der damaligen Gäste gebaut wurde. Der noch ältere historische Bau aus dem 17. Jh. diente nach dem Hotel-Neubau 1899 als Pferdestall und Remise, heute als Garage, Schuppen oder Lagerraum. (Siehe auch: "300 Jahre Roter Hahn" auf dieser Web-Seite.) Foto: Konrad Weber
 


Der "Rote Hahn" - Kunst am Bau mit "Wappentier"


Den Roten Hahn als moderne Edelstahlkonstruktion findet man in Arenberg auch auf dem Dach eines Privathauses, immer wieder prächtig mit neuen Bändern augestattet, die sich mit dem Gockel im Wind bewegen. 


 Turm der ehemaligen Helfensteiner Wasserburg Mühlenbach 


Dieser Turm der aus dem späten 13. Jh. stammenden Wasserburg der Ritter von Helfenstein ist wohl das älteste noch erhaltene bauliche Relikt in Arenberg. Einst bildete er den Kern der Wasserburg Mühlenbach, einem der Stammsitze der Helfensteiner, die damit eine Jahrhunderte währende bewegte Geschichte in Arenberg begründeten.

Siehe hierzu: "Die Herren von Helfenstein in Arenberg" von Konrad Weber und "Der Mühlenbacher Hof" von Udo Liessem.


Weiher der ehemaligen Helfensteiner Wasserburg Mühlenbach 

 Dieser Weiher konnte bei drohender Gefahr mittels eines hochziehbaren Schiebers in das Gelände um die Burg Mühlenbach  abgelassen werden und machte diese so zur Wasserburg. Die Bewohner hatten in solch bedenklicher Lage die Möglichkeit, Zuflucht im ihrem Inneren, und wenn auch dieses eingenommen wurde, im Turm zu suchen. Udo Liessem schreibt in seiner Publikation über den Mühlenbacher Hof, dass der künstlich gestaute Teich auf einer Karte von 1715 noch verzeichnet ist, während die Burg auf der gleichen Karte bereits als Ruine ausgewiesen wird. Fotografiert in den 1960er Jahren von Peter Weber, Arenberg.


 Schwengelpumpe


Schwengelpumpen wurden etwa ab dem 17. Jh. installiert und in ländlichen Gebieten noch bis in die 1950er Jahre zur Wasser- versorgung eingesetzt. Sie arbeiten zumeist als Kolbenpumpen. Der Kolben saugt durch die Hebelbewegung Wasser aus einer Tiefe von bis zu 8 m an und gibt es über einen Wasserauslauf, unter den man einen Eimer stellen konnte, wieder ab. Solch schöne gusseiserne Schwengelpumpen, wie das hier abgebildete Exemplar aus der Immendorfer Ringstraße 101, stammten in unserer Gegend z. B. aus der Sayner Hütte, die für ihre teils kunstvollen Werkstücke aus Eisenguss bekannt war.

Dank für die freundliche Abbildungserlaubnis an Ursula Nitsche, Immendorf. 


 Schwengelpumpe


(Siehe auch oben):
Das hier abgebildete schöne Exemplar aus der Immendorfer Ringstraße 5 ersetzte 1890 einen bis dahin an gleicher Stelle stehenden Brunnen, aus dem Wasser mit einem Eimer geschöpft wurde. Eigentümer Georg Christ gibt darüber hinaus an, dass noch in unmittelbarer Nachkriegszeit, als es schon Wasserleitungen in Immendorf gab, die Schwengelpumpe von Zeit zu Zeit zum Einsatz kam. Dies lag daran, dass die nicht sehr leistungsfähigen Wasserleitungen bei Überlastung des  Immendorfer Wasserhochbehälters (etwa auf Höhe des Arenberger Sportplatzes) z. B. bei gemeinsamer Nutzung durch die Immendorfer Bevölkerung und die französischen Besatzungssoldaten in der Fritsch-Kaserne in Spitzenzeiten nicht genug Wasser in das Dorf leiten konnten. In solchen Fällen half die Schwengelpumpe über die zeitweise Wasserknappheit hinweg.  Dank für die freundliche Abbildungserlaubnis an Georg Christ und Frau, Immendorf. 


 Schwengelpumpe


Schwengelpumpen wurden etwa ab dem 17. Jh. installiert und in ländlichen Gebieten noch bis in die 1950er Jahre zur Wasserversorgung eingesetzt. Sie arbeiten zumeist als Kolbenpumpen. Der Kolben saugt durch die Hebelbewegung Wasser aus einer Tiefe von bis zu 8 m an und gibt es über einen Wasserauslauf, unter den man einen Eimer stellen konnte, wieder ab. Da nicht jedes Haus über eine eigene Pumpe verfügte, dienten die vorhandenen Pumpen häufig ganzen Nachbarschaften als Wasserentnahmestelle. Die hier abgebildete Schwengelpumpe steht vor dem ehem. Bauernhof Krissel,  heute Ringstraße 13 in Immendorf.
Dank für die freundliche Abbildungserlaubnis an Dr. Josef Krissel, Immendorf 


 Ziehbrunnen (um 1750)


Ziehbrunnen sind bereits aus grauer Vorzeit bekannt. Es handelt sich um Schächte, die im Erdreich oft durch Holzkonstruktionen (Holzkastenbrunnen) stabilisiert wurden. Sie dienen zur Erleichterung der Wasserbeschaffung für Mensch und Vieh. Bei der in Mitteleuropa gebräuchlichen Ziehvorrichtung wird ein Seil oder eine Kette auf einem Rundholz aufgewickelt. Daran hängt ein Eimer zum Schöpfen des Wassers (meist Grundwasser). Mit Hilfe einer Kurbel konnte der Eimer nach oben gezogen oder nach unten gelassen werden. Die Tiefe des Brunnens richtete sich nach dem Grundwasserspiegel des jeweiligen Standortes.
Der abgebildete Brunnen wurde zur Verfügung gestellt von Maritta und Rainer Termoellen, Esch. Ähnliche Brunnen dürften auch in Arenberg und Immendorf im Gebrauch gewesen sein.
 


 Stalltüren im Hof


Im Hof des früheren Schreiners Peter Rosenbach in Immendorf kann man noch heute sehen, wie sich die Menschen früher weitestgehend selbst versorgten. Denn hier gab es - wie auch in den meisten anderen Häusern und Höfen - einen Stall. Rosenbachs zogen so ganz nebenbei jeweils ein Schwein groß, das einerseits von den selbst angebauten, aber manchmal zu klein geratenen Kartoffeln ("Wutzekrombiere") und von Küchenabfällen lebte und das zu gegebener Zeit für die Versorgung der Familie geschlachtet wurde. Die kleine Klappe neben der zweigeteilten Stalltür diente als unmittelbarer Zugang zum Futtertrog des kleinen Schweinestalls. Noch bis Kriegsende hielten viele Menschen Hühner, Tauben, Kaninchen, Ziegen u. ä. Kleintiere, deren Fleisch, Milch oder Eier die Familie mit Lebensmitteln versorgte.

Zur Verfügung gestellt von Edmund ("Ebbu") Rosenbach. 

 
 Plumpsklo (bis etwa 1960)

 
Das berühmte Plumpsklo war in früheren Jahren als Toilette ohne Wasserspülung im Hof außerhalb jedes Hauses zu finden. Die Fäkalien fielen (plumpsten) der Schwerkraft folgend in einen Kasten oder eine (Sicker-)Grube, bis diese voll war und der Inhalt entsorgt wurde (Misthaufen, Feld oder später auch leer gepumpt durch Entsorgungsfirmen und per Wagen abtransportiert).
Das abgebildete, längst nicht mehr genutzte "stille Örtchen" ist vermutlich das letzte noch erhaltene seiner Art in Immendorf. Es gehört der Familie Rosenbach und verfügte als Besonderheit über ein Plumpsklo für Kinder. Anstelle von Toilettenpapier hing früher für gewöhnlich die in handliche Stücke zerteilte Zeitung von gestern an einem Haken oder langen Nagel an der Wand.
Zur Verfügung gestellt von Edmund ("Ebbu") Rosenbach.