Halboffene Weidelandschaft auf der Schmidtenhöhe (NABU Projekt)

Heinz Strunk (Bad-Ems) und Hermann Marx (Arenberg) haben mir freundlicherweise viele Fotos zu diesem Beitrag zur Verfügung gestellt.
Konrad Weber im Januar 2010

Update: 28.10.2016

Naturerlebnispark Schmidtenhöhe
Der ehemalige Truppenübungsplatz der Bundeswehr wurde 1992 aufgegeben, wo  vordem Fernmelder, Pioniere, Infanterie und
Panzerfahrer ausgebildet wurden, konnten sich in Tümpeln und der geschundenen Natur neue Lebensformen entwickeln. Um der
Verbuschung der brachliegenden Flächen zuvorzukommen übernahm der NABU (2009) in einem großangelegten Projekt die Landschaftspflege mit Taurusrindern und Konikpferden.

Inmitten dieses Geländes liegt die
"Wüstung Höhrer Hof" , ein 1894 nach einem verheerenden Brand verlassener Bauernhof.

Eine weitere "Wüstung" die "Wüstung Schmidtenhöhe" soll  in der Nähe der Waschanlage, beim Parkplatz gewesen sein. Näheres dazu ist momentan nicht bekannt.

Schon Ende August 2009 kamen die Taurus Rinder, bei der feierlichen Einweihung am 21. September 2009 durch Umweltministerin Conrad, die Konik Pferde. Am 11. Juni 2010 hat die feierliche Einweihung des "Naturerlebnisparks Schmidtenhöhe", der Aussichtstürme, der Schautafeln und des Rundwanderweges mit  Übergabe an die Bevölkerung stattgefunden.

Koblenz ist um eine große Attraktion reicher geworden. Ein Besuch lohnt sich zu jeder Jahreszeit.

Wie die Fotos unten zeigen, fühlen sich die Tiere wohl. Für den Winter wurden zwei gasbeheizte Tränken aufgestellt, damit die Tiere auch bei winterlichen Temperaturen Wasser vorfinden. Es scheint, daß sich die Befürchtung der "Tierschützer" als überflüssig herausstellen könnte, denn die Koniks halten mit den Vorderhufen, wie sich jetzt im Frost (Jan. 2010) herausstellt, den zugefrorenen Bachlauf offen, um an Trinkwasser zu kommen.

Mittlerweile ist das erste Kalb geboren, das Foto unten wurde am 8.3.2010 von Heinz Strunk aufgenommen.
Zwischenzeitlich hat sich der Nachwuchs auf 8 Kälber erhöht und ein Fohlen wurde geboren. (25.06.2010).
Hier sind weitere Fotos zu finden. Seit der Ansiedelung  der Tiere (2009), haben sich vielfältige Lebensformen auf der Schmidtenhöhe entwickelt. Die erstaunliche Artenvielfalt ist unter
Erlebniswelten Schmidtenhöhe zu bestaunen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



Zählung der Brutvogelarten auf der Schmidtenhöhe

HeinzStrunk teilt mir am 29.04. 2010 per Mail eine erfreuliche Entwicklung auf der Schmidtenhöhe mit:

"Am 27. April 2010 habe ich bei bestem Frühlingswetter eine aktuelle Vogelzählung durchgeführt.
Mit 50 verschiedenen Arten habe ich nicht gerechnet; an dieser Zahl kann man erkennen, was in diesem Gebiet steckt.
Die Erfassung der Brutvogelarten ist in vollem Gang. Ich bin mal gespannt, was da im Lauf des Frühlings an Brutvogelarten zusammenkommt."
Die weitere Entwicklung der Vogelarten hat Heinz Strunk in einer
Liste 2012 zusammengefasst, diese umfasst  138 Vogelarten.  
Eine erneute Zählung durch Heinz Strunk im Jahr 2016 ergab das erfreuliche Ergebnis von nunmehr 152
Vogelarten.

 


NABU - KOBLENZ und Umgebung
Einweihung Franz - Grimm - Weg am 23.09.2013
 

 

Franz Grimm war maßgeblich am Bau der Zaunanlage des Beweidungsgebietes beteiligt.
Nach seinem plötzlichen Tod im Jahre 2012 wurde
von der Sektion
Nabu Koblenz aus
Dankbarkeit be-
schlossen, zu seiner Ehre und zur ständigen Erinnerung den Querweg nach ihm zu benennen.






Vom Panzerübungsplatz zum Naturschutzgebiet, der Standortübungsplatz Schmidtenhöhe bei Koblenz

Das Abdruckrecht für den Beitrag wurde mir freundlicherweise vom NABU Rheinland-Pfalz erteilt.

Schon die Römer gründeten 14 nach Christus am Zusammenfluss von Rhein und Mosel ein Kastell. Seit dieser Zeit beherbergt Koblenz wegen seiner strategisch wichtigen Lage Soldaten in seinen Mauern und war lange Zeit mit mehr als 10.000 Soldaten sogar die größte Garnisonstadt Deutschlands. Die Soldaten wurden in der Umgebung von Koblenz ausgebildet. Zu Übungszwecken erhielten sie 1937 einen großen Standortübungsplatz auf der Horchheimer Höhe. Dazu wurden die Flächen gegen eine Entschädigung von 60 bis 80 (Reichs)Pfennig pro Quadratmeter enteignet. Seit dieser Zeit diente die 776 Hektar große Schmidtenhöhe kontinuierlich dem Militär. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Wehrmacht von den französischen Streitkräften abgelöst, die den Platz 1956 an die Bundeswehr abgaben. Hier wurden Fernmelder, Pioniere und Panzerfahrer ausgebildet. Vor allem die Panzerbataillone nutzten den Platz ab 1957 intensiv und gestalteten ihn bis zu ihrer Auflösung 1992 wesentlich um.In diesen 35 Jahren entstand auf großen Teilen der Schmidtenhöhe eine vegetationsarme bis vegetationsfreie Landschaft mit vielen Schlamm- und Wasserlöchern, Geröllpisten und einer ausgeräumten Struktur. Lebensraum für seltene ArtenDie von den Panzern geschaffenen, wüstenähnlichen Flächen mit einzelnen Brombeerbüschen und Hecken wurden sehr schnell zu einem El Dorado für Flora und Fauna! Die Kleingewässer sind genau das, was Gelbbauchunken, Kammmolche, Wechselkröten, Laubfrösche, die Kleine Pechlibelle und die Frühe Heidelibelle benötigen: Das Wasser erwärmt sich schnell und die Larven dieser Arten können sich in kurzer Zeit entwickeln, bevor diese Kleingewässer im Sommer wieder austrocknen.Mit dem Abzug der Panzer blieben große ungedüngte Flächen zurück. Auf ihnen entwickelten sich sehr schnell bunte Blumenwiesen.
Seltene Orchideen wie Bienenragwurz und Pyramidenorchis wachsen hier, sogar das Übersehene Knabenkraut, das es nur an zwei Stellen in Rheinland-Pfalz gibt. In den Wiesen kommen viele Heuschrecken vor, darunter auch die sehr seltene Plumpschrecke (Isophya kraussi), für die es nur wenige Nachweise in Rheinland-Pfalz gibt.In den feuchten Quellwäldern ist oft der Große Schillerfalter sowie der Kaisermantel zu beobachten. Über den Trockenwiesen flogen im Sommer 2009 sehr viele Postillione und die Goldene Acht. Damit wurde der Standortübungsplatz zu einem attraktiven Lebensraum für viele Vogelarten. Neuntöter und sogar den sehr seltenen Raubwürger findet man hier. Die in der Agrarlandschaft stark zurückgehende Feldlerche hat stabile Bestände.Die vielen Insekten in den blütenreichen Fluren sind aber nicht nur Anziehungspunkt für Vögel, sondern auch für Fledermäuse. Für sie stellt das Gebiet ein wichtiges Jagdhabitat dar. Die auf der Schmidtenhöhe vorkommenden Amphibien-, Fledermaus- und Vogelarten gehören zu den seltensten Arten in Europa. Zum Schutz des europäischen Naturerbes müssen die besten Lebensräume dieser Arten geschützt werden. Deshalb wurde die Fläche Teil des europäischen Schutzgebietssystems „Natura 2000“.Mit dem Rückzug der Panzer wanderten aber auch Gehölze ein, die sich sehr schnell vermehren. Dort, wo sie ein geschlossenes Blätterdach bilden, können keine Orchideen mehr vorkommen. Auch die Tümpel und mit Wasser gefüllten Panzerspuren wachsen zu und verlieren damit ihre Eignung für die Amphibien. Mit der zunehmenden Verbuschung wurde das europäische Schutzgebiet so negativ verändert, dass die zu schützenden Arten sehr stark zurück gingen. Eine Schafbeweidung konnte diese Verschlechterung nicht aufhalten. Zum Schutz der Arten – aber auch weil die EU eine Verschlechterung der Natura-2000-Gebiete nicht duldet – wurden somit Gegenmaßnahmen erforderlich.In vergleichbaren Fällen hat sich eine Ganzjahresbeweidung mit Robustrindern und Pferden als wirkungsvolle Gegenmaßnahme zur fortschreitenden Verbuschung herausgestellt. Dieser Ansatz der sogenannten „Halboffenen Weidelandschaft“ wird seit 1997 vom NABU Rheinland-Pfalz in Kirchheimbolanden mit großem Erfolg durchgeführt. Die Erfahrungen aus den über 100 bundesweit umgesetzten Projekten sind außerordentlich positiv. Die Verbuschung wird aufgehalten und die Artenvielfalt wesentlich erhöht.Warum ist das so?Anders als bei einer klassischen Viehweide mit rund fünf erwachsenen Rindern pro Hektar ist die Besatzdichte bei der Halboffenen Weidelandschaft mit 0,3 bis 0,8 Großtieren je Hektar vergleichsweise gering. Dadurch wird im Sommer nicht alles kahl gefressen, Blütenpflanzen können ihre Samen entwickeln. Die im Sommer übrig bleibende Vegetation bietet den Tieren im Winter Nahrung.
In den Wintermonaten müssen sie aber auch auf Brombeerbüsche, Schlehen und Gehölze zurückgreifen.Dadurch wird die Verbuschung wirkungsvoll verhindert. Es entsteht langfristig ein kleinräumiges Mosaik von Wiesenflächen mit immer
wieder eingestreuten einzelnen Buschgruppen, Bäumen und Feldgehölzen. Ein Savannencharakter wird sich einstellen. Gleichzeitig wird die Vegetation in und um die Tümpel von den Tieren gefressen. Dadurch entstehen durch das Gewicht der großen Tiere Kleinstrukturen in den Gewässern, die den gefährdeten Amphibien den Lebensraum erhalten. Im Dung der Tiere leben viele Käfer, die wiederum vielen Vogel- und Fledermausarten als Nahrung dienen. Durch diese Vielfalt an Strukturen können sehr viele unterschiedliche Tierarten eine Heimat finden. Beim Geo-Tag der Artenvielfalt 2007 wurden in einer Halboffenen Weidelandschaft in Thüringen mit 2.475 Tier- und Pflanzenarten so viele Arten gefunden wie bei keinem Geo-Tag zuvor. Dies zeigt, dass dies ein die Biodiversität fördernder Ansatz ist. Um das Natura-2000-Gebiet zu verbessern, haben die Naturschutzbehörden den NABU gebeten, eine Halboffene Weidelandschaft auf einem Teil des ehemaligen Standort- übungsplatzes zu organisieren. Dazu wurden 130 Hektar (entspricht der Größe von 174 Fußballfeldern) für 20 Jahre gepachtet und mit einem zehn Kilometer langen Elektrozaun umgeben. Diese Fläche wird mit Taurusrindern und Konikpferden ganzjährig beweidet. Beide Robustrassen eignen sich dafür besonders gut. Die Tiere führen auf der großen Fläche ein selbstbestimmtes Leben, also nicht wir Menschen, sondern sie selbst bestimmen, wohin sie gehen und was sie wann fressen.Taurusrinder und Koniks gestalten die SchmidtenhöheDie Aufgabe des NABU ist es, die Tiere in den nächsten Jahren zu betreuen, so wie wir dies bereits in den beiden anderen Projekten im Donnersbergkreis und im Westerwald tun. Dies bedeutet, dass wir die Tiere einmal am Tag begutachten müssen, um festzustellen, ob sich ein Tier eventuell verletzt hat. In diesem Fall muss eine tierärztliche Behandlung eingeleitet werden. Auch der aus drei Drähten bestehende Elektrozaun muss regelmäßig kontrolliert werden. Für diese Maßnahmen haben wir eine Teilzeitstelle geschaffen. Aber auch viele ehrenamtliche Mitarbeiter helfen mit. So muss für Schneelagen im Winter (nur bei solchen Extremwetterlagen soll zugefüttert werden) Heu gemacht werden. Wie bei allen Hausrindern muss auch bei den Robust- rassen einmal im Jahr eine Blauzungenimpfung und eine Blutuntersuchung durchgeführt werden. Dazu müssen sie in einem Fangstand eingefangen werden.  Am 21. September 2009 hat Umweltministerin Conrad, die für das Projekt den Zaunbau, die Tierunterstände und weitere Initialmaßnahmen förderte, mit der Freilassung der Konikpferde den offiziellen Startschuss gegeben. Unsere Rinderherde, die von Napoleon, einem echten spanischen Stier, angeführt wird, befand sich schon auf der Fläche. In den kommenden zwei Jahren soll der Tierbestand auf rund 50 Rinder und 15 Pferde anwachsen.

 

 

 

 

 

 

Wenn diese Kapazitätsgrenze der Fläche erreicht ist, werden die neu geborenen Tiere zu weiteren geplanten Projekten abgegeben. Dieses Beweidungsprojekt stellt eine große Herausforderung für den NABU Rheinland-Pfalz dar. Wegen der großen Bedeutung für den Naturschutz ist der Arbeits- und Geldeinsatz aber mehr als lohnend. Während die Anfangsinvestitionen aus zweckgebundenen Mitteln der Ersatzgeldzahlung vom Ministerium finanziert wurden, ist die Finanzierung der laufenden Unterhaltung des Projektes alleinige Sache des NABU. Die Kosten müssen über die normale landwirtschaftliche Bewirtschaftung und über Mitgliedsbeiträge finanziert werden. Hierbei kommt dem NABU zugute, dass er in Rheinland-Pfalz inzwischen mehr als 30.000 Mitglieder hat.
Anfahrt Von der A 61 kommend
* Bei Ausfahrt 40 Koblenz/Waldesch in B327 Richtung Koblenz-Mitte/Waldesch einfädeln
* Weiter auf B 49
* Abfahrt Kasernen/Horchheimer Höhe
* Nach der Ausfahrt rechts
* Geradeaus nach Ampel
* Nach Ampel zweite Straße rechts (Alte Heerstraße)
* Nach 1,8 Kilometern befindet sich links die Panzerwaschanlage
Ab hier beginnt die für den öffentlichen Verkehr gesperrte Militärstraße (Panzerstraße).
Bitte stellen Sie Ihr Auto vorher am Straßenrand ab.
* Laufen Sie weiter auf der Panzerstraße
* Nach ca. 10 Minuten Fußweg beginnt links der Weidezaun

Weitere Infos unter NABU Rheinland-Pfalz