Kaiserin Augusta Denkmal Eine große Kaiserin und ein kleiner Pfarrer

  Hundertjahrfeier September 1952 in Arenberg -

  Aus der Geschichte des Wallfahrtsortes

  (Rhein-Zeitung Koblenz)





Das Kaiserin-Augusta-Denkmal in den Koblenzer "Kaiserin-Augusta-Anlagen". Zum Bau des Denkmals, das 120.000 Goldmark kostete, spendeten die dankbaren Koblenzer "Ihrer Kaiserin" fast 100.000 Goldmark. Die Einweihung fand am 18.10.1896 statt

Am 15. April 1853 fand in den Räumen des Generalkommandos zu Koblenz eine große Verlosung statt: Handarbeiten von Koblenzer Damen, Bilder und wertvolle Gegenstände.

Die Leitung dieser Veranstaltung lag in den Händen der Gattin des Kommandierenden Generals v. Hirschfeld und ihrer beiden Töchter. Auch der Militärgouverneur von Rheinland und Westfalen, Prinz Wilhelm von Preußen und seine Gemahlin Augusta waren bei der Feier zugegen. Der Reinerlös des Abends ergab vierhundert Taler - eine beachtliche Summe für die damalige Zeit. Für wen mochten diese klingenden Silberfüchse bestimmt sein-? Pfarrer Kraus von Arenberg war der glückliche Empfänger, der damit eine Spende zur weiteren Ausschmückung seiner Marienkapelle haben sollte, die am 20 September 1852 von Bischof Arnoldi von Trier eingeweiht worden war. Ein Generalkommando, Königliche Hoheiten und ein Pfarrer von 600 Seelen - wie hatte sich die Gesellschaft zusammengefunden? Nach der Revolution von 1848 gab es in Preußen eine starke konservative Strömung, die, um der drohenden Gefahr des Liberalismus und Sozialismus vorzubeugen, eine enge Zusammenarbeit mit den Kirchen anstrebte.Prinzessin Augusta gehörte zwar nicht dazu. Und trotzdem wird man vermuten dürfen, daß sie als hohe Gönnerin des Arenberger Pfarrers die Seele dieser Veranstaltung war. Um 1850 war Prinz Wilhelm von Preußen nach Koblenz gekommen. Seine Gattin muß recht bald den Schöpfer der Arenberger Anlagen kennengelernt haben; denn die Art und Weise, wie Prinzessin Augusta 1852 als Stifterin von Weihegeschenken für die Erlösungskapelle in der Chronik von Pfarrer Kraus erwähnt wird, setzt eine längere Bekanntschaft voraus. In den folgenden Jahren nennt er sie immer wieder ehrend und dankbar in seinen Aufzeichnungen und faßt seinen Dank im Jahre 1881 folgendermaßen zusammen: Allerhöchste Frau hat durch jährliche ansehnliche Spenden hiesige Anlagen und Bauten aufs wohlwollendste bedacht und durch huldvolle Befürwortung 3.000 Mark aus der Staatskasse für den Kirchbau erwirkt. In den vielen Opfergaben erkennt und verehrt man sie als Stifterin der schönsten und ergreifendsten Statue: "Christus am Ölberge".

 Prinzessin Augusta ist es auch gewesen, die die Königin Elisabeth von Preußen, die Gemahlin Friedrich Wilhelm IV. und andere, höchst regierende Persönlichkeiten des In- und Auslandes in Arenberg einführte und mit Kraus und seinem Werke bekannt machte. Sie alle sind bedeutende Wohltäter des Arenbergs geworden.

Wie gut sich aber das Verhältnis der Kaiserin zu dem kleinen Landpfarrer von Arenberg im Laufe der Jahre gestaltete, ergibt sich daraus, daß Matthias Kinn, der mit Kraus noch zusammengearbeitet hat, in seiner Biographie über ihn zu berichten weiß: "Solange es ihre Gesundheit erlaubte, fuhr sie alljährlich nach Arenberg. In den jüngeren Jahren, wo sie andauernd in Koblenz wohnte, verging im Sommer kaum eine schöne Woche, in der sie nicht nach Arenberg fuhr, und ihren Kindern war die Einkehr im Pfarrhause eine wahre Freude. Sie haben darum auch dem guten Pfarrer ein liebevolles Andenken bis in das höhere Lebensalter und auch in allerhöchster Stellung bewahrt." Der kleine Landpfarrer war tatsächlich eine imponierende. priesterliche Erscheinung. Heute noch wissen die Ältesten in Arenberg und dem Filialort Immendorf davon schmunzelnd zu erzählen. Wer aber Kraus kennt, weiß, daß bei den Zusammenkünften nicht nur Höflichkeiten ausgetauscht, sondern daß er in schweren Zeiten manche Lanze für die Kirche brach. Wie sehr die hohe Frau und ihre Kinder den Arenberger Pfarrrer verehrten, erhellt aus dem Briefe, den Großherzogin von Baden, ehemalige Prinzessin Luise von Preußen, ihm zu seinem 60 Priesterjubiläum schrieb:...

 

"Ich erfahre, daß sie im Begriffe stehn, Ihr 60. Priesterjubiläum zu feiern. In Erinnerung an meine Kindheit, die mir so oft Gelegenheit gab, mit Ihnen zu verkehren und mich an Ihrer schönen Schöpfung in Arenberg zu freuen, möchte ich Ihnen meine aufrichtigen GIückwünsche zu diesem schönen und seltenen Feste aussprechen Sie bittend als Andenken daran das beifolgende Kruzifix anzunehmen. Möchte Gottes Segen auch ferner Ihre langjährige seelsorgerische Tätigkeit begleiten."
Schloß Mainau, den 13. September 1890 

Luise
Großherzogin v. Baden
Prinzessin von Preußen

 Die Hochschätzung, die das Kaiserhaus Pfarrer Kraus entgegenbrachte. macht es auch verständlich, wenn bei seinem diamantenen Priesterjubiläum eine Regimentskapelle aus Koblenz ihm ein Ständchen brachte und die Offiziere des Koblenzer Artillerieregimentes von der Wahnerheide her ihm ihre Glückwünsche übersandten.

So sagen es die Blätter der Geschichte.
Ist es nicht selbstverständliche Ehrenpflicht, wenn die Pfarrgemeinde Arenberg-Immendorf in ihrem Pfarrer-Kraus-Jubiläum vom 14 bis 21. Sept. 1952 das Andenken an diesen großen Priester und Seelsorger wieder lebendig werden lassen will.- ?
HK.
 
 Dieser auch heute noch aktuelle und lesenswerte Zeitungsartikel vom Montag 7. September 1952   
stammt aus der Feder des Arenberger Bürgers und damaligen Redakteurs der "Rhein-Zeitung"
Hans Keil * 4.7. 1904 + 19.4 1994 in Arenberg. Hans Keil studierte in Bonn und Köln Jura und
Betriebswirtschaft. Er stammt aus dem ehemaligen Blumenhaus Keil in Arenberg, das zuletzt
von seiner Schwester Aloysia Keil betrieben wurde.
 
 
 
 
Für die Abdruckgenehmigung des Artikels und das nebenstehende Foto, das um 1990 entstand, danke ich besonders seinem Enkel RA. Christoph Lohmann, Arenberg (Foto rechts). K.W.
© Konrad Weber 2. Febr. 2003.
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