Kaiserin Augusta (Marie Luise Augusta Catharine Prinzessin von Sachsen-Weimar-Eisenach)


* Mo. 30.09.1811 in Weimar + Di. 07.01.1890 in Berlin
Vater: Carl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach

Mutter: Maria Pawlowna Großfürstin von Russland

Ehemann: Kaiser Wilhelm I. * 22.3. 1797 + 9.3. 1888
Hochzeit: Do. 11. 06. 1829
Kinder:
Friedrich Wilhelm 18.10.1831 - 15.06.1888
Im "Dreikaiserjahr" 1888 der 99 Tagekaiser, Kaiser Friedrich III.

Luise Marie Elisabeth von Preußen 03.12.1838 - 23.04.1923
später Großherzogin von Baden.


Augusta
Marie Luise Catharine evangelische deutsche Kaiserin und Königin von Preußen, Sachsen-Weimarer Prinzessin. Augusta war das zweite von drei Kindern der russischen Großfürstin Maria Pawlowna, Enkelin von Katharina der Großen sowie Tochter des ermordeten Zaren Paul, und des Erbprinzen Carl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach (seit 1815 Großherzog). Um später repräsentative Aufgaben erfüllen zu können erhielt sie eine umfassende, auch musische Ausbildung. Neben Fremdsprachen gehörte dazu auch Zeichenunterricht, den ihr die Hofmalerin Louise Seidler erteilte, sowie ein gründlicher Musikunterricht, bei Hofkapellmeister Johann Nepomuk Hummel. In Ihrer Kindheit und Jugend lebte sie am Hofe ihres Großvaters Großherzog Karl-August von Sachsen-Weimar, in dessen Diensten J. W. von Goethe stand. Von ihm erhielt Augusta die entscheidenden Impulse und humanistische Prägung, die später ihr Leben bestimmten. Goethe war oft am herzoglichen Hof ein gern gesehener Gast; er widmete Augusta anlässlich ihres neunten Geburtstages ein Gedicht, das mit den Zeilen begann:
Alle Pappeln hoch in Lüften
jeder Strauch in seinen Düften,
alle sehn sich nach Dir um.
Berge schauen dort herüber,
Leuchten schön und jauchzten lieber;
Doch der schöne Tag ist stumm.


Seit 1829 war sie mit dem späteren Kaiser
Wilhelm I., den sie politisch stark beeinflusste, verheiratet. Als in Deutschland der Kulturkampf tobte, war sie eine mächtige Gegnerin Bismarcks , der sich in schroffer Form jedwede Einmischung in seine Politik verbat. Augusta ließ sich nicht beirren, sie versuchte nach Kräften der kath. Koblenzer Bevölkerung, die unter den Drangsalen und Schikanen der preußischen Regierung litt, beizustehen. Sie konnte nicht verhindern, dass der Kath. Leseverein 1874 verboten und das Görreshaus geschlossen wurde. Über Pfarrer Kraus von Arenberg hielt sie in dieser Zeit ihre mächtige schützende Hand, denn viele Pastöre und selbst der Trierer und Kölner Bischof waren eingekerkert, weil sie gegen den "Kanzelparagraphen" verstoßen hatten. Auch der Pfarrer F. Gottfried Wehn von Ko.-Niederberg musste 1875 die Pfarrei verlassen und wurde ins Ausland verbannt. (GeKO II, 269). Bei seinem Abtransport fanden sich Gemeindemitglieder in Sonntagskleidung am Pfarrhaus ein und andere verabschiedeten ihn vor dem Gefängnis.
Ohne das Protektorat der Kaiserin Augusta wäre das Werk von Pfr. Kraus in Arenberg nicht möglich gewesen und selbst die Gründung des Klosters der Dominikanerinnen hätte unter diesen politischen Begleitumständen gar nicht stattfinden können (die Kapuzinerpatres mussten 1875 Ehrenbreitstein verlassen, weil ihr Kloster zwangsweise geschlossen wurde).
Gegen den aufkeimenden politischen Liberalismus hatte Pfarrer Kraus mit seinen religiösen Anlagen in Arenberg ein "mächtiges Bollwerk" errichten wollen. Im Rheinland war er der am meisten gehasste und gefährdetse Pfarrer der Bismarck-Regierung.

Im November 1866 gründete  
Kaiserin Augusta den "Vaterländischen Frauenverein", der später im "Roten Kreuz" aufging. Augusta unterstützte mit erheblichen Spenden und durch persönlichen Einsatz, die humanistische Idee der Gründung des "Roten Kreuzes" (Henri Dunant), der humanitären Versorgung Verwundeter im Kriegsfall, die später in der "Genfer Konvention" völkerrechtlich abgesichert wurde.
Ohne ihren energischen Einsatz wäre diese großartige Idee vermutlich kläglich untergegangen. 
 
Kaiserin Augusta lebte vom 17. 3. 1850 bis 19.11.1858 mit ihrem Mann und den beiden Kindern Kronprinz Friedrich Wilhelm und Prinzessin Luise im Koblenzer Schloss. Zur Sommerzeit verging kaum eine schöne Woche in der sie nicht mit ihren Kindern im Pfarrhaus in Arenberg zu Gast war (Siehe hierzu auch den Beitrag von Hans Keil). Ihre innige Verbundenheit und Freundschaft zu Pfr. Kraus und seinem Werk, fand in der "Todesangstgrotte" in den Arenberger relig. Anlagen ihren Höhepunkt. Die Grotte (Foto links) ist ein Geschenk unserer großen Kaiserin.
Bis zu ihrem Tode, zuletzt noch am 23.11.1889 sechs Wochen vor ihrem Tode, kehrte sie immer wieder nach Koblenz und auf den "Arenberg" zurück.
 
Außer vielfältigen Zuwendungen an Koblenzer Krankenhäuser und kulturelle Einrichtungen stiftete sie der Stadt Koblenz die Kaiserin-Augusta-Anlagen   und zusätzlich 25.000 Goldmark zur Pflege und Unterhaltung der Anlagen. Zur gärtnerischen Gestaltung holte sie sich kompetenten Rat bei Hermann Fürst Pückler-Muskau und ließ den General-Direktor der königlichen Gärten in Berlin Dr. h.c. Peter Josef Lenné (1789 -1866) nach Koblenz kommen, der auch die Pfarrer-Kraus-Anlagen in Arenberg auf Geheiß der Kaiserin Augusta ausgestaltete. Eine Büste in den Kaiserin-Augusta-Anlagen, nahe der Lennéstraße, erinnert an den großen Gartenbaumeister. Die dankbaren Koblenzer errichteten ihrer sehr beliebten Kaiserin nach ihrem Tode das abgebildete Denkmal (die Einweihung fand am 18.10.1896 statt). Zu den Kosten von 120.000 Goldmark spendete die Koblenzer Bevölkerung 100.000 Mark.

 

Vater Rhein und Mutter Mosel

Allegorische Darstellung der Flüsse Rein und Mosel
Johannes Hartung
Marmor 1854

Im Auftrag der Kaiserin Augusta

wurde diese Figurengruppe  geschaffen
und im hinteren Schloßgarten in Koblenz aufgestellt

 
Ein hochherziges Geschenk machten die beiden Kinder der Kaiserin und damit auch den Koblenzer Bürgern. Das nebenstehende Oktogon (Luisentempel) ziert noch heute die Kaiserin-Augusta-Anlagen am Rhein. Die filigrane Gußkonstruktion wurde in der nahen Sayner Hütte gegossen. Der Pavillon wurde 1979 durch den Koblenzer Bürgerverein renoviert.
Innen ist folgende Widmung ihrer beiden Kinder zu lesen:

"IHRER KÖNIGLICHEN HOHHEIT DER PRINZESSIN AUGUSTA NACHMALS KÖNIGIN UND KAISERIN VEREHRT VON ALLERHÖCHST DERO KINDERN SEINER KÖNIGLICHEN HOHEIT DEM PRINZEN WILHELM UND IHRER KÖNIGLICHEN HOHEIT DER PRINZESSIN LUISE"

 

Die Stadt Koblenz hat Kaiserin Augusta sehr viel zu verdanken.
Um so verwunderlicher ist, wie der Stadtrat mit ihr umgegangen ist.
 
Der 100. Todestag der Kaiserin Augusta am 07.01.1990, wurde von der Stadt Koblenz schlichtweg verschlafen.
Nach 1945 wurde das
Kaiserin-Augusta-Gymnasium* in Görres-Gymnasium und der
Kaiserin-Augusta-Ring in Moselring umbenannt.
Das von
Kaiserin Augusta der Stadt Koblenz gestiftete
Kaiserin-Augusta-Krankenhaus fiel dem Bombenhagel zum Opfer
und wurde nach dem Krieg nicht wieder aufgebaut.
Das St. Josef - Krankenhaus in Ehrenbreitstein, von
Kaiserin Augusta
gestiftet, wurde zum Bau eines Parkplatzes abgerissen.

Mir ist bisher nicht klargeworden, was sich der Stadtrat damals wohl dabei gedacht hat, zumal
Kaiserin Augusta
besonders der kath. Koblenzer Bevölkerung in schwerer Zeit beistand.

*
Das Kaiserin-Augusta-Gymnaysium wurde im Jahre 1582 als Jesuitenschule unter dem Namen
Gymnasium Confluentium gegründet. Weitere Namen waren École Secondaire während der napoleonischen Zeit,
Königlich Preußisches Gymnasium in preußischer Zeit und ab 1894 Kaiserin-Augusta-Gymnasium,
bevor es 1948 den heutigen Namen nach dem in Koblenz geborenen Gymnasial- und Hochschullehrer
Joseph Görres (1776-1848) erhielt.


© Konrad Weber 2. Febr. 2003.
Update:

Drei Jahre später nach Erscheinen des vorstehenden Artikels im Jahre 2003 tut sich erfreulicherweise was in Koblenz:
Am Pfingstsonntag 04.06.2006 fand unter sehr großer Teilnahme der Bevölkerung zu Ehren unserer
Kaiserin die Premiere des Rheinanlagenfestes "Kaiserin Augusta Das Fest" statt. Eine gelungene Veranstaltung der Koblenz Touristik (www.touristik-koblenz.de) und des Fördervereins Rheinanlagen. Die Stadt Koblenz hat zu diesem Anlass sogar das Kaiserin Augusta Denkmal renovieren lassen. Die aus weißem Marmor gemeisselte Augusta wurde ebenso mit weißer Farbe übertüncht, wie die aus istrischem Sandstein geschaffenen allegorischen Reliefs aus dem Leben der Kaiserin. Koblenz hat offenbar erhebliche Probleme mit seinen Denkmälern. Der Antipode der Kaiserin am Deutschen Eck, Kaiser Wilhelm, sitzt braun und rostig auf seinem Pferd. Hier will sich die grüne Bronce-Patina nicht einstellen, weil beim Guß offensichtlich die Legierung nicht stimmte. Vielleicht kann man mit aufgemalter Patina etwas nachhelfen.  

Nachdruck aus "Lokalanzeiger Koblenzer Schängel" mit freundlicher Genehmigung unseres Oberbürgermeisters  und des Verlages (Ausgabe 8. Juni 2011)  aus Anlaß "Augusta das Fest" und zum 200ten Geburtstag unserer Kaiserin am 30. Sept. 2011.