Abschrift von handschriftlicher Aufzeichnung in Sütterlinschrift des Arenberger Bürgers und
Ortsvorstehers Carl W e b e r, *14.12. 1856, +25.09. 1934
von seinem Enkel Konrad Weber im Dez. 2001.
Schreibweise und Interpunktion wurden aus dem Manuskript übernommen.
Update: 20. Sept. 2008

Einiges aus der Chronik von Arenberg (Rother Hahn) genannt, größtentheils nach Überlieferung u.
einigen Acten mitgeth. von Carl Weber Arenberg.
Arenberg, (auch Oelberg) meistens aber "Rother Hahn" genannt, nach einem 16301 daselbst errichteten Wirthshause mit ehemals großen Stallungen bekannt, liegt an der Ehrenbreitstein- Frankfurter Bezirksstraße nach Frankfurt. Ein alter Meilenstein vor Neuhäusel gibt 2 Stunden Entfernung bis Koblenz und 19 Stunden bis Frankfurt a/M. an. Erwähnte Straße wurde 1789 unter kurtrier‘scher Landeshoheit größtentheils neu ausgebaut. Der gesamte Verkehr ging damals per Achse auf dieser Straße sowohl zur Frankfurter, als wie auch zur Leipziger Messe, die in dieser Zeit fast den ganzen Warenverkehr vermittelten. Derselbe wurde durch die großen sog. welschen Karren ausgeführt. Als Übernachtungs- und Ausspannstation wurde es dann in der ganzen, damals den Verkehr vermittelnden Geschäftswelt bekannt. Sein früherer Name (vielleicht schon zu Römerzeiten) war Ober am Berg, im Gegensatz zum benachbarten Nieder am Berg, Niederberg. Spuren aus Römerzeiten befinden sich, außer gefundenen alten Münzen, ja noch heute in den Resten des alten römischen Grenzpfahlgrabens (Limes) in dem Walde oberhalb Arenberg, die ja theilweise noch heute sichtbar sind, nach fast 2000 Jahren. Aber auch als Heerstraße wurde selbe des öfteren, so 1812 durch einen Theil des französischen Heeres auf dem Zuge nach Rußland unter Napoleon benutzt, als wie auch ein Jahr später als Rückzugstraße von den nachdrängenden siegreichen Russen verfolgt. Erinnerungen an jene Zeit sind heute noch genug, zumal bei älteren Leuten, u.a. auch am Castorbrunnen in Coblenz vorhanden. So sollte bsp.weise dazumal das benachbarte Immendorf auf Befehl eines russischen Generals zusammengeschossen werden, weil infolge der harten Bedrängnisse durch die rohe Soldateska paar Kosaken verschwunden bezw. vermißt wurden. Die Geschütze waren oberhalb Arenberg schon aufgefahren, und nur auf kniefälliger Fürbitte der Frau des damaligen Kellners (Verwalter) Dötsch, im alten Ludwig´s Haus, allwo der General im Quartier lag, wurde der harte Befehl zurückgenommen. Im Jahre 1799 lag, bei der Belagerung der Festung Ehrenbreitstein durch die Franzosen, ein franz. General in erwähnten Hause im Quartier. Selbiger General ritt an einem gewissen Abende gen Arzheim zu mit den Worten: Heute Nacht muß ich die Festung Ehrenbreitstein haben, und wenn selbe an einem Zwirnsfaden am Himmel hängt. Nach mündlicher Überlieferung brachte man ihn zwei Stunden später zurück in sein Quartier; beide Beine waren ihm abgeschossen, - die Festung hatte er noch lange nicht.


Bei erwähnter Belagerung hatten die Franzosen ihre Schlächterei u. Bäckerei in der sog. Weickertswiese. Auch wurde damals die gesamten Weinbergsanlagen in der Eselsbach u. im Hangarsberg zerstört. Die sonstigen Leiden u. Drangsale während dieser Belagerung, so u.a. die Zerstörung und Verbrennung der alten Pfarrbücher von Arenberg etc, schildert der damalige Pfr. A. Ludwig von Arenberg, wohl in Archiv in Coblenz aufbewahrt. Selbe sind in Cobl. Volksztg. mitgetheilt von Pfr. Simon in Lay a.d. Mosel, einem geb. Ehrenbreitsteiner. Inwieweit die früheren Schloß- und Grundherren von Mühlenbach, zumal die von Helfenstein eine bedeutende Rolle in der Geschichte auch von Arenberg spielen, sei erwähnt, daß der heute noch stehende alte Schloßthurm, welcher in Kriegszeiten zur Verteidigung unter Wasser gesetzt werden konnte, das Gegenstück zu dem Kirchthurm an der früheren alten Arenberger Kirche war. Die Schloßkapelle daselbst war der heil. Agatha geweiht. Vor dem Schloßweiher waren noch in meiner Jugendzeit vier auf Postamenten (Pilaster), aufgestellte Figuren, die vier Jahreszeiten (Frühling, Sommer, Herbst und Winter) darstellend, welche der ganzen Umgebung ein herrschaftliches Gepräge gaben. Ein Platz im nahen Walde, wo die Ritter u. Knappen ihre Turniere abhielten, wird heute noch Tummelplatz genannt. Die damalige Herrschaft Mühlenbach besaß auch in den zugehörigen Orten Arenberg u. Immendorf ein eigenes Gericht, allwo der Schloßherr auch Gerichtsherr war, (Näheres siehe in der Geschichte v.Helfenstein. v. Dr. Michel - Coblenz)
Ein historisches Beweisstück hiervon bildet u.a. ein alter Grabstein, (aufgemauert in Gartenumfassungsmauer des Verfassers) 2. Die Inschrift auf erwähnten Grabstein lautet:


 
Lorentz Reichart starb in seinem Altder a.d. 80 Jahr,
den 9. Mayus, Jahr anno 1718. gewesener altesten
Gerichtscheffen in der Herrschaft Mühlenbach.
 
Mit Johann XIV. v. Helfenstein, gest. 1579 erlosch der Mannesstamm derer v.H., und wurde die Erbfolge nunmehr in weiblicher Linie fortgesetzt. So heiratete eine Tochter Wilhelma des zuletzt genannten Joh. 14., einen gewissen Otto von Rolshausen, aus dessen Zeit sich noch verschiedene große Mendiger Marksteine mit Wappen und Jahreszahl, an alter Emser Straße, im Urbarer Walde rechts u. links befinden, Selbe tragen die Jahreszahl 1589; sowie die eingehauenen Buchstaben 0.R.M.
Otto Rolshausen Mühlenbach.
Ein anderer alter Mendiger Markstein, in sog. Brückwiese am jenseitigen Waldrande, trägt Wappen mit Krone u. die Jahreszahlen 1718 auf Vorderseite, 1749 auf der Rückseite, mag aus der v. Wrede´schen Zeit herrühren. (Hier irrte mein Großvater, es handelt sich um einen sogen. Koblenzer Stadtkronenstein aus dem ehem. Koblenzer Stadtwald. Dieser Stein ist in einem Rondell vor dem Golfhotel Denzerheide ausgestellt. KW) Aus der v. Helfensteiner Linie möge noch besonders Johann der VIII. Junker zu Mölenbach u. dessen zweite Gemahlin Agnes v. Lahnstein erwähnt werden, die als Stifter u. Gyffter, (Geber) der Pfarrei, sich durch reiche Dotierung, (Pfarr u. Kirchengut) ein bleibendes Denkmal in den Herzen der Pfarrkinder gesetzt haben. Ihre Gebeine ruhten zuerst in der alten Arenberger Pfarrkirche; jetzt ist auf dem neuen Kirchhofe, Pfarrer Kraus hat ihnen zum dauernden Andenken ein schönes Grabmonument errichtet. Durch ihre reichen Schenkungen an liegendem Gut wurde die Pfarrei in früheren Jahren als eine der bestdotierten in hiesiger Gegend angesehen und begehrt. Mit dieser Fundierung war gleichzeitig das Patronatsrecht, bei der Besetzung der hiesigen Pfarrstelle verbunden. Dasselbe übte zuletzt, als Nachfolger der Erben Helfenstein und v. Wrede, Dr. v. Soist durch Präsentation von Pfr. Kraus seligen Angedenken, aus. Nachfolgend einiges über die Erbfolge v. Wrede. Hof u. Schloß Mühlenbach waren mit Arenberg und Immendorf (Abtei Herford´ sches später kurtriersches Lehngut). Im Laufe der Jahre hatten es u.a. auch Helff und Meister, 1825 wurde das v. Wrede´sche Gut Fideicommiß, allodiffiziert, (aufgetheilt) und unter Zustimmmg der Agnaten3 an Helff u. Meister verkauft, welche dasselbe wieder parzellenweise verpachteten. Die vielen, theilweise noch heute im Feld u. Wald, vorhandenen, nummerierten Mendiger Grenz- u. Abmarkungssteine mit den eingehauenen Buchstaben H & M rühren noch aus dieser Zeit her. Überhaupt brachte diese Zerschlagung u. Auftheilung der früheren Helfensteinschen, dann v. Wrede´schen Güter eine völlige Umwälzung in den Erwerbs- und Vermögensverhältnissen, sowohl in Arenberg, als wie auch in der näheren Umgebung hervor. Da früher außer dem Hofgut Mühlenbach, die 4 Erbpachthöfe Ludwig´s, Halfmanns, Manesse u. Fetze (wohl die Namen früherer Besitzer bezw. Pächter) sämtliches Land in Erblehne (Pacht) hatten, konnte sich in Arenberg kein seßhafter, lebensfähiger Kleinbauernstand entwickeln. Erst erwähnte Auftheilung und Einzelversteigerung brachte den einmaligen Umschwung hervor. Die äußerst fleißige rührige Bevölkerung, stürzte sich, für damalige geldarme Verhältnisse sehr schwer in Unkosten, um sich liegendes Gut zu erwerben, und so quasi das Handwerkszeug zum Erwerb zu haben. Und so wuchs ein seßhafter Bauernstand heran, der den Grundstock einer gewissen Unabhängigkeit und Wohlhabenheit zeigte. Die etwas spätere Pfr. Kraus´sche Schöpfung der heute weltberühmten Kirche u. Anlagen, trug anderseits durch den starken Zustrom von fremden Wallfahrer (leider heute meistens Schaulustige), der starke Besuch der beträchtlichen Garnisonen von Coblenz u. Ehrenbreitstein, trug auch wesentlich zur wirtschaftlichen Hebung des Ortes bei. Die Schattenseiten der Pfr. Kraus´ schen Schöpfung, die Arenberg weltberühmt u. äußerst stark besucht gemacht haben, sollen hier nicht erörtert werden. Erwähnenswerth sei noch die verschiedentlich größeren namhaften Stiftungen so u.a. der beträchtliche Schul- und Armenfonds v. Wrede, der später getheilt theilweise nach Ehrenbreitstein, zum andern Theile nach Arenberg u. Immendorf kam. Die weitere Geschichte von Hof u. Schloß Mühlenbach möge man aus Nachstehendem ersehen: Gelegentlich der Jahrtausendfeier der Zugehörigkeit der Rheinlande zum deutschen Reiche, richtete ein Dr. Normann aus Herford i.W. (frühere berühmte Abtei gleichen Namens), eine Anfrage an das Bürgermeisteramt in Arenberg, betr. die Zusammenhänge von Herford mit Arenberg bezw. Mühlenbach. Selbe ist auf Anrathen von Altertumsforscher beantwortet wie folgt: (Dr. Michel)*
 
Coblenz, den 22.III. 1925.- Sehr geehrter Herr Dr.
Ihre Anfrage an das Bürgermeisteramt Arenberg, betr. Die Zusammenhänge zwischen Herford u. dem Mittelrheingebiet insbes. Arenberg beehre ich mich in folgendem zu beantworten. Im Jahre 1906 habe ich ein Ergänzungsheft des Trierer Archivs eine Geschichte der Herren von Helfenstein erscheinen lassen, die sich ausführlich mit jenen Beziehungen beschäftigt, soweit die spätere Herrschaft Arenberg betreffen. Ich hatte s.Zt. die zu Münster befindlichen Urkunden einsehen können. Dazu noch folgendes:
Sein Lehensrecht an Arenberg Müllenbach verkaufte das Stift Herford 16924 dem Trierer Erzbischof. Das Gut selbst war 1626 zur Hälfte an Stephan v. Wrede, zur anderen Hälfte an Otto Nikolaus v. Stein-Kallenfels gekommen, als Nachfolger Helfensteinscher Töchter. Die letztere kam zunächst an Joh. Wilh. v. Hunolstein, dann durch dessen Tochter an Joh. Lothar v. Heddesdorf, dessen Sohn sie der Witwe Anna Sabina v. Wrede 1715/17 verkaufte. Damals ruhte eine Abgabe von 12 rh. 48 Mariengroschen, die uralte Pachtlehnsumme für Herford darauf. Nach 1802 wurden die Vormünder der Carl Engelbrecht v. Wrede damit belehnt. Bald darauf wurde der Besitz zerschlagen und gelangte um 50.000 rh. in bürgerliche Hände. Der heutige Besitzer eines großen Theiles des Grundbesitzes jener alten Herrschaft ist Dr. Albert Poensgen5 auf Elisenhof b. Ehrenbreitstein
Gez. Dr. Michel
Arenberg, den 13. Januar 1928 gez. Carl Weber

Dr. Fritz Michel *17.09. 1877 +30.10. 1966 Ehrenbürger der Stadt Koblenz und Ehrendoktor der Universität Bonn 1927-1947 Chefarzt des Krankenhauses ev. Stift St. Martin in Koblenz, Heimatforscher und Kunsthistoriker. Zu seinen Ehren wurde von Prof. Eberhard Linke ein Denkmal entworfen und vor dem ev. Stift St. Martin 1989 aufgestellt. K.W. 
Anmerkungen:
1)
Der Rote Hahn wurde 1630 erstmals urkundlich erwähnt, das Haus aber dürfte wesentlich älter sein. 2) Heute Silberstr. 5
3) Agnaten, männliche Erblinie, im Gegensatz zu Kognaten, weibliche Erblinie.
4) Nach 824 Jahren Herrschaft des Marien-Klosters Herford über Arenberg, Immendorf und Mühlenbach.
5) Die Familie Poensgen verkaufte den Wald und den Mühlenbacherhof, nur der Elisenhof blieb in Familienbesitz.
Kirchliche Nachrichten über die Pfarrei Arenberg, die leider momentan nicht zur Stelle sind, befinden sich im sog. De Lorenzi* in Trier.
Der Verfasser

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De Lorenzi war zunächst Pfarrer in Liebfrauen Koblenz, später einflußreicher Bischof von Trier, gründete das nach ihm benannte Diözesanarchiv. K.W.
Kirchliche Nachrichten aus der Pfarrei Arenberg.
Nach De Lorenzi schon früh eine Stätte des Gebetes und der Erbauung. Fromme gottgeweihte Jungfrauen sog. Reklusen, wo? Am Ölberg, früher Kramoer (oder ähnlich - nicht gut leserlich) genannt alte Mooshütte an Stelle der heutigen Himmelfahrtsgrotte. Weiter ein Eremit aus Wien gebürtig in braunem Habit, wohnte in kleinem Zimmerchen, wo die heute umgebaute Herz-Jesugrotte sich befindet. Sein Name war Friedrich Carl Cäsarius Engel (gemeinhin Bruder Cäsar) genannt. Die Pfarrei Arenberg ist nachweislich (Pfr. Volk in. Rheinbrohl) schon sehr früh gegründet, und von Joh. dem VIII von Mühlenbach (Helfenstein) reichlich dotiert worden.